Stellen wir uns vor, ein Spanier käme nach München und stellte seine Idee vor (und nicht mal auf Deutsch), die bayerische Kapitale zur Kandidatur um die Kulturhauptstadt Europas antreten zu lassen. Etwas Ähnliches, nur mit umgekehrten Vorzeichen, ist am Montag (28.9.) in Palma geschehen.

Der deutsche Kulturmanager Hubert Georg Feil präsentierte die ausgezeichnete Idee, die Balearen sollten sich um diesen Titel für 2016 bewerben, wenn eine spanische Stadt oder Region – neben einer polnischen – ein Jahr lang zeigen darf, was sie drauf hat. Und ein Schwachpunkt der Initiative ist natürlich, dass die Idee kein „producte balear" ist, dass ein Deutscher (und ausgerechnet ein Deutscher) das Projekt entwickelt hat, dass die Balearenbewohner das erst einmal selbst wollen müssen, damit die Idee eine Chance hat.

Im Bewusstsein, dass jede Geste zählt, würde sich der hypothetische Spanier in München wahrscheinlich ein Krügel Bier auf den Konferenztisch stellen, um seine Bayern-Affinität zu demonstrieren. Feil buhlte um das Publikum, indem er sich als Fan der katalanischen Sprache outete (ohne sie zu sprechen). Man könnte als Erfolg werten, dass Air Berlin-Regionaldirektor Álvaro Middelmann dabei nicht zusammenzuckte, anderweitig war Skepsis zu spüren. Nicht nur, weil viele der Anwesenden selbst keine begeisterten Katalanisten waren – die Inselgesellschaft ist komplexer, als manche wahrhaben –, sondern auch, weil die Insulaner generell reserviert sind und immer sehr darauf achten, wer hinter einer Sache steckt.

Dass es Feil gelang, Persönlichkeiten wie den IEB-Präsidenten Serra und den Schauspieler Simon Andreu – beinahe ein Nationalheiliger der Insel – für das Projekt zu gewinnen, mag als spektakulärer Start gelten. Aber möglicherweise war der Insel-VIP-Aufmarsch unter den gegebenen Umständen eine Mindestanforderung. In jedem Fall haben wir am Montag den Auftakt einer interessanten Geschichte erlebt, deren Ausgang vollkommen offen ist.