Die Psychologie erklärt, warum Wirtschaftswachstum für eine Gesellschaft so wichtig ist: Nur reale Aussichten auf eine bessere Zukunft sorgen für Optimismus. Das Gegenteil kann, wie auch beim Individuum, zu Mutlosigkeit oder gar Depression führen. Das erklärt, warum in ärmeren Ländern mit hohen Wachstumsraten eine positivere Stimmung herrscht als in reicheren Ländern, die stagnieren.

Das klingt materialistisch, aber würde die Menschheit nur aus Zen-Mönchen bestehen, wäre sie längst ausgestorben. Ein anderer Faktor ist der Vergleich. Der Besitzer eines kleinen Häuschens inmitten anderer kleiner Häuschen ist eher glücklich als derselbe Mini-Immobilier in einer Luxussiedlung.

Bevor man die Weder-noch-Generation (generación ni-ni) pauschal als faule Nihilisten verurteilt, sollte man sich die aktuelle Demotivations-Liste vor Augen halten: Nach Jahrzehnten des Aufbruchs, der Zuwächse, der Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, der begründeten Hoffnung auf berufliches Weiterkommen, auf steigendes Einkommen, auf Besserstellung mit zunehmendem Alter ist dieses rosarote Zukunftspanorama allmählich zerbröckelt.

Auf Mallorca strampeln sich Arbeitnehmer für spanische Gehälter in einem Umfeld mit mitteleuropäischen Preisen und wohlhabenden Klima-Exilanten ab. Solange der Bau boomte, konnte jeder, der sich anstrengen wollte, am Wohlstand teilhaben. Vorbei. Die Tricks der Motivationstrainer sind nur für eine Minderheit nützlich: Nicht jeder ist dazu geboren, als Unternehmer oder Starverkäufer zu glänzen.

Eine humane Gesellschaft sollte auch Menschen, die den Arbeitstag ohne grimmiges Siegerlächeln beginnen, ein Auskommen ermöglichen (ohne dass wir notwendigerweise alle zu Beamten werden). Die Definition der Weder-noch-Generation muss übrigens bald erweitert werden: Sprechen Sie mal mit 40- und 50-jährigen Arbeitslosen. Von den Ni-ni unterscheidet da viele nur das Alter.