Welterbe Tramuntana-Gebirge – für Mallorca verheißt das nur Gutes. Zunächst würde die damit verbundene internationale Anerkennung dieser Natur- und Kulturlandschaft das Ansehen einer Insel verbessern, der mintunter immer noch das Image eines von Hotelblocks verschandelten Ferienziels für Billigreisende und Ballermänner anhaftet. Tatsächlich unterscheidet sich das, was sich viele Deutsche unter Mallorca vorstellen, oft gewaltig von dem, was die Insel wirklich ist. Der Tunnelblick auf Strände und Sangría-Kübel würde einer breiteren Betrachtung weichen, in der auch das Naturparadies Tramuntana den Platz einnimmt, den es eigentlich verdient.

Darüber hinaus würde die mit dem Unesco-Titel verbundene Verpflichtung zur Bewahrung der Kulturlandschaft den effizientesten Schutz der zum Teil bereits heute dem Verfall preisgegebenen historischen Steinbauten, Köhlerplätze, Schneehäuser, Terrassen, Bewässerungssysteme, Ölpressen und Olivenhaine im Tramuntana-Gebirge bedeuten. Ohne aktive Maßnahmen werden diese Schätze verkommen und die Bergregion wird am Ende aussehen wie andere Gebirgslandschaften im Mittelmeerraum. Ihre mallorquinische Eigenart wäre dahin, und damit – nebenbei erwähnt – auch ein wichtiges Motiv für Zehntausende, außerhalb der Strandsaison Mallorca zu besuchen und nicht irgendeine andere mediterrane Region.

Schon die intensiven Bemühungen um die Anerkennung der Serra de Tramuntana als Unesco-Welterbe sind überaus positiv. Sie zeigen, dass nach Jahrzehnten der Zersiedelung und der allzu lockeren Auslegung oder schieren Missachtung von Landschaftsschutz ein Bewusstseinswandel in Gang gekommen ist und wahrscheinlich eine kritische Schwelle erreicht hat, womit der Schutz der Tramuntana mehrheitsfähig scheint. Für den Inselrat hat das Thema oberste Priorität. Dessen intensive Öffentlichkeitsarbeit und das erstaunlich geringe Interesse der lokalen Medien an diesem Thema weisen jedoch darauf hin, dass noch einiges zu tun bleibt.