Der Aufschrei des Entsetzens auf Mallorca war so laut, dass man ihn im übertragenen Sinn eigentlich bis nach Berlin hätte hören müssen. Auslöser sind die Pläne der deutschen Bundesregierung, im Rahmen ihres Sparpakets eine Ökoabgabe für Flugzeug-Passagiere einzuführen. Alle Abflüge von deutschen Flughäfen sollen damit teurer werden. Wohlgemerkt alle, nicht nur die nach Mallorca.

Doch Politiker und Tourismus-Unternehmer auf der Insel reagieren auf das Vorhaben, als ob die deutsche Regierung die komplette Ferien-Branche der Insel ausradieren wolle. In seltener Einigkeit formieren Politiker und Unternehmer aller Couleur eine gemeinsame Front gegen den deutschen Angriff. Dabei werden mit der geplanten Ökosteuer andere Flugreiseziele genauso belastet, und wenn bei der Ausgestaltung der Abgabe auch die Höhe des Kerosinverbrauchs eine Rolle spielt, die Fernreiseziele sogar stärker. Angesichts des lautstarken Gezeters gegen den deutschen Sparplan könnte man auch den Eindruck gewinnen, als ob die hiesigen Politiker ganz froh sind, einmal nicht selbst den Schwarzen Peter in der Hand zu halten, sondern auf andere zeigen zu können.

Immerhin hatte man sich in den vergangenen Wochen genug Unmut wegen der eigenen krisenbedingten Kürzungen über sich ergehen lassen müssen. Doch in der Aufregung wegen befürchteter wirtschaftlicher Einbußen für die Insel wird der sinnvolle Hintergrund der Flugsteuer auf Mallorca mit keiner Silbe gewürdigt: Fliegen ist mit Abstand das umweltschädlichste Verkehrsmittel überhaupt. Das Klima wird davon besonders stark belastet. Sollten sich die ausgestoßenen Schadstoffe nicht reduzieren lassen, wird keine Weg daran vorbeiführen, den Flugverkehr zu reduzieren. Und das kann nur über den Preis funktionieren.

Natürlich wäre es besser, weltweit gleichzeitig eine Kerosinsteuer zu erheben, um regionale Wettbewerbsnachteile zu vermeiden. Doch ein solches Vorgehen ist leider unrealistisch. Deswegen ist es gut, dass Deutschland damit anfängt. Andere Länder werden folgen. Mallorca muss sich an den Gedanken gewöhnen. Und über einen umweltfreundlicheren Tourismus nachdenken.