Mallorcas Fiestas haben etwas von Touristenattraktionen an sich – anders wäre es auch nicht zu erklären, dass etwa der Urlauberort Cala d´Or gleich zu dreiwöchigen Fiestas lädt. Vor allem aber ist die Festkultur der Insel eine Vergewisserung der mallorquinischen Identität. Es sind teils obskure Bräuche (Basilikum an Madonna), kuriose Tänze (als Frauen verkleidete Männer) und dubiose historische Überlieferungen (Mauren und Christen), die da liebevoll inszeniert werden. Sinn und Zweck, Abfolge und Dramaturgie der Ereignisse sind für Außenstehende nicht immer ersichtlich. Man muss Bescheid wissen, dazugehören, sich einlassen, um die Fiesta vollends genießen zu können. Fremde sind keineswegs ausgeschlossen, sogar ausdrücklich willkommen – es geht hier schließlich um Geselligkeit – finden aber häufig keinen Zugang zum Geschehen.

Als Schaulustiger bei Umzügen und als johlender Partybesucher gesellt man sich dazu. Schon größer aber sind die Berührungsängste, wenn man an meterlangen Tapeziertischen mit Menschen zu Abend essen soll, die man nicht wirklich kennt und die man häufig auch schon rein sprachlich nicht versteht. Man muss das nicht beklagen, das ist nicht weiter außergewöhnlich: Die Innen- und

Außenperspektive variiert in Deutschland bei Schützenfesten ganz ähnlich.

Die Fiesta also ist vor allem für die Einheimischen da, und sie wird von ihnen auch von klein auf gelebt. Im wahrsten Sinne des Wortes: Die Festkultur ist Moden unterworfen und ändert sich fortwährend. Beispiel Feuerteufel: Was auf den ersten Blick nach einer jahrhundertealten Überlieferung aussieht, ist erst in den vergangenen Jahren hinzugekommen. Und fortwährend werden, zumeist von den Jüngeren, neue Traditionen erfunden, die sich – wie eine Mandelschalen-Schlacht in Petra oder ein Volkslauf in Unterwäsche durch Bunyola – durchsetzen werden, oder auch nicht. Welche Form die Fiesta annimmt, ist zweitrangig. Auf den Inhalt kommt es an. Und der heißt, sich als Gemeinschaft zu erleben.