Wer beim Anflug auf Mallorca aus dem Fenster schaut, bekommt zumeist als erstes die Windräder in der Gegend von Sant Jordi zu sehen. Sie sind das Symbol Mallorcas schlechthin – historisches Erbe, Landschaftsschmuck und Touristen-Attraktion. Während jedoch andere Sehenswürdigkeiten der Insel in jeder Hinsicht vermarktet werden – von den Drach-Höhlen über Chopins Zelle bis zur Mandelblüte – sind die Windmühlen bislang links liegen geblieben.

Es gibt ein honoriges Restaurationsprogramm des Inselrats, es gibt private Investoren, die das Kulturerbe im eigenen Besitz nicht verkommen lassen wollen, und es gibt einzelne Bürgermeister, die mit ihren Mühlen Urlauber anlocken möchten. Was es nicht gibt, ist ein Konzept, wie man das Potenzial der mehr als 3.000 Mühlen auf Mallorca für den Tourismus nutzen kann. Die Insel ist ein Freilichtmuseum, das nur als solches ausgeschildert und kommuniziert werden müsste. Dabei geht es nicht nur um ein paar nett anzuschauende Mühlenflügel, die sich im Wind drehen, sondern um kulturhistorische Zeugnisse mit Erlebnis-Charakter – von den klassischen Windmühlen über Ölmühlen bis hin zu eselbetriebenen Pumpmühlen. Wo bislang Urlauber spontan halten, weil ein Exemplar ihre Neugier geweckt hat, könnten ein großes Museum, professionell organisierte Rundfahrten und Rundgänge sowie Karten- und Infomaterial für Insel-Entdecker neue Tourismussegmente erschließen.

Die Landesregierung würde eine klaffende Lücke im Mallorca-Tourismus schließen, hätte eine weitere Alternative zu Sonne und Strand, die auch in der Nebensaison attraktiv ist, und könnte ihren Anspruch auf Anerkennung als Weltkulturerbe-Insel unterstreichen. Mit den Einnahmen ließe sich nebenbei auch die Restaurierung der Mühlen weiter vorantreiben. Und bisher untätige Eigentümer verfallener Mühlen könnten erkennen, dass eine Investition nicht nur immateriellen Wert hat.