Frau Prüfer-Storcks sollte sich vorerst nicht im Urlaub in Spanien blicken lassen. Die Hamburger Gesundheitssenatorin hat sich mit ihrer Warnung vor spanischen Gurken in Spaniens Bevölkerung unbeliebt gemacht wie sonst kaum ein Politiker. Dass sie erst das Gemüse aus Südspanien für die deutsche EHEC-Seuche verantwortlich machte, dann aber einräumen musste, dass dem nicht so war, wird hierzulande als unverzeihlicher Fehler interpretiert, der die Landwirtschaft in eine tiefe Krise gestürzt hat.

Die Warnung mag voreilig gewesen sein, sie ist aber nachvollziehbar. Menschen waren am EHEC-Erreger gestorben, die Verbraucher sind verunsichert und wollen zügig über alle Ergebnisse aus den Labors informiert werden. Zudem war die Analyse an sich richtig: Auf den spanischen Gurken wurden Darmkeime nachgewiesen, die auf einem Lebensmittel nichts zu suchen haben. Dass den Konsumenten der Appetit auf Gurke, Tomate und Co zeitweise vergangen ist, ist zudem ohnehin ein länder-übergreifendes Phänomen – viele streichen das Gemüse unabhängig von seiner Herkunft von ihrem Einkaufszettel.

Das Management der Gurken-Krise hat sich dennoch als Desaster erwiesen. Die deutschen Behörden haben bei der Bekämpfung der Gesundheitsgefahren vermeintliche Kollateralschäden im Süden Europas ­billigend in Kauf genommen. In einem Land mit einer knapp dreimal höheren Arbeitslosenquote ist das Verständnis gering, wenn voreilig ein ganzer Wirtschaftszweig lahmgelegt wird – zumal noch mit einem Verdacht, der wie eine Beleidigung einer inzwischen modernen landwirtschaftlichen Produktion wirkt. Unabhängig davon, ob Deutschland rechtmäßig vorgegangen ist, wäre es besser gewesen, das Krisenmanagement ganz Brüssel zu überlassen.

Die Spanier freilich zeigen sich in ihrer Reaktion auch nicht als Vorzeige-Europäer. In ihrer Wut packen viele nun Klischees über die rechthaberischen Deutschen aus und entwickeln Verschwörungstheorien: Erst werden die Spanier als faul beschimpft, dann auch noch ihre Gurken. Der Weg nach Europa ist noch weit.