Die Kommunal- und Regionalwahlen sind noch keine drei Wochen her, doch die Stimmung ist mindestens ebenso gereizt wie vor dem Erdrutschsieg der konservativen Volkspartei (PP) am 22. Mai. Deren Madrider Parteiführung gab schnell die Losung aus, dass in all jenen Gemeinden und Regionen, in denen die Macht von den Sozialisten auf die PP übergeht – also auch auf den Balearen –, zunächst einmal die Buchhaltung der Vorgänger in Frage gestellt werden soll. Am drastischsten hat das María Dolores de Cospedal, immerhin Generalsekretärin und Nummer zwei ihrer Partei, in Kastilien-La Mancha getan: Die angebliche Misswirtschaft der Sozialisten werde womöglich dazu führen, dass die dortigen ­Beamten nicht mehr bezahlt werden könnten.

Aus welcher Warte man auch immer derlei auch auf den Balearen vorgebrachte Anschuldigungen und Andeutungen betrachtet: Sie verheißen nichts Gutes. Zunächst einmal können solche Aussagen in Zeiten hochnervöser Finanzmärkte und gigantischer Rettungsschirme schnell Flächenbrände auslösen. Rating-Agenturen und EU-Kommission befürchten ohnehin, dass Spanien die regionalen Finanzen nicht mehr im Griff hat. PP-Chef Mariano ­Rajoy scheint diese Gefahr erkannt zu haben – neuerdings gibt er eine etwas konziliantere, auch von dem zukünftigen Balearen-Premier José Ramón Bauzá befolgte Marschrichtung vor. Vielleicht spielte dabei ja auch eine Rolle, dass langjährige PP-Hochburgen in mindestens ebenso großen Finanzschwierigkeiten stecken.

Denn das ist der wirklich unheilvolle Hintergrund: Um aus der Zielscheibe der Spekulanten herauszukommen, wird Spanien flächendeckend und parteiübergreifend noch etliche schmerzhafte Einschnitte vornehmen müssen, auch in der Gesundheit und der Bildung. Wohl aus kurzfristigem politischem Kalkül – um den Sozialisten zu schaden –, hat die PP den Finger in die Wunde gelegt. Und damit auch ein kaum lösbares Problem aufgezeigt: Wie soll unter diesen Bedingungen das doch ebenfalls zur Defizitbekämpfung benötigte Wirtschaftswachstum erreicht werden?