Nichts geht mehr finanztechnisch auf den Balearen; alles geht, was Investitionen anbelangt. Auch wenn bei der Art und Weise, wie Ministerpräsident José Ramón Bauzá vergangene Woche die Haushaltskrise in die Öffentlichkeit trug, wahltaktische Gründe eine Rolle gespielt haben dürften, ändert das nichts an der Bedrohlichkeit der Lage. Unbezahlte Rechnungen in einer Höhe von 1,1 Milliarden Euro, ein sofortiger Finanzierungsbedarf von mehreren hundert Millionen Euro, ein Gesamtschuldenstand von knapp unter 6 Milliarden Euro … und all dies in Zeiten sprunghaft gestiegener Finanzierungskosten spanischer Staatsanleihen, hypernervöser Märkte und von Wirtschafts- und Immobilienkrise gebeutelter Banken. Man mag den Teufel nicht an die Wand malen, aber im ungünstigsten Fall kann sich hier sehr schnell etwas zusammenbrauen, was einem Mini-Griechenland gar nicht so unähnlich sieht. Die Landesregierung hat jetzt mit einem Sparpaket von 380 Millionen reagiert, dessen Ausgestaltung keineswegs klar ist und von dem man jetzt schon sagen kann, dass es erst der Vorbote noch sehr viel härterer Einschnitte sein wird. Unausweichlich werden diese auch den Arbeitsmarkt und die gesamtwirtschaftliche Leistung in Mitleidenschaft ziehen und somit zu weiteren Einnahmeausfällen führen. Die Landesregierung hofft darauf, dass die Privatwirtschaft als Zugpferd einspringt. Unkomplizierte Genehmigung neuer Golfplätze, wohlwollende Prüfung jeglicher Geschäftsideen, offene Ohren für neue Bauvorhaben – die Signale sind überdeutlich und werden von den Unternehmern auch so wahrgenommen. Es geht wieder etwas auf den Balearen, gerade auch für Investoren, die den kraftstrotzenden deutschen Markt im Rücken haben. Ob damit den Inseln tatsächlich gedient ist, hängt davon ab, ob es sich um sinnvolle, auf Nachhaltigkeit bedachte Investitionen handelt. Alles andere nämlich schadet langfristig mehr, als es nutzt. Oder ist schon vergessen, dass am Anfang dieser Krise das Platzen einer Immobilienblase stand?