Auch wenn sie mittlerweile im Dutzend vergeben wird und weitgehend symbolischen Charakter hat: Die Welterbe-Auszeichnung der Serra de Tramuntana durch die Unesco ist eine außerordentlich gute Nachricht für die Insel. Mit ihr wird gewissermaßen höchstinstanzlich bestätigt, was ein jeder Besucher dieser Gegend ohnehin auf Anhieb wahrnimmt: Die Serra de Tramuntana ist eine einzigartige Landschaft, deren häufig atem­beraubend genannte Schönheit tatsächlich atemberaubend ist. Und die darüber hinaus entlang von kilometerlangen Natursteinmauern und Terrassen beweist, dass ein nachhaltiger und respektvoller Umgang des Menschen mit seiner Umwelt durchaus möglich ist: Deswegen sind Mallorcas Berge auch nicht zum Landschafts-, sondern zum Kulturlandschafts-Erbe gekürt worden.

Für die Tourismusexperten sind das Finessen, aber auch sie können frohlocken: Der Welterbe-Gütesiegel ist ein weiteres Argument, um auch in Zukunft jene Millionen Besucher nach Mallorca zu locken, die die Inselwirtschaft braucht. Und schließlich stellt dieser Titel eine nicht zu unterschätzende Absicherung dar: Zwar steht die Tramuntana bereits seit Jahren unter Naturschutz, aber wer immer daran im Kleinen oder Großen rütteln will, wird fortan die mögliche Aberkennung des Titels riskieren – und so etwas kommt, siehe die Erfahrungen in Dresden, eigentlich bei niemandem gut an.

Bleibt ein kleiner Wermutstropfen: Denn praktisch zeitgleich mit der Unesco-Entscheidung wurde auch bekannt, dass San Sebastián neben Breslau 2016 Europäische Kulturhauptstadt werden soll. Auch darum hatten sich Mallorca und die Balearen beworben. Andere Prioritäten (der Welterbe-Titel), Inkompetenz (Kultur ist die Stärke von Mallorcas Politikern nicht) und interkulturelle Spannungen (die Bewerbung wurde von einem Deutschen betrieben, der noch nicht mal Spanisch konnte) führten in diesem Fall zum vorzeitigen Ausscheiden.