In den letzten Tagen vor den Sommerferien gibt eine Klasse nach der anderen die Bücher des ablaufenden Jahres ab und erhält die benötigten für das kommende Schuljahr. Im September kaufen die Eltern dann dickes Papier oder Plastikfolie, in denen die Jahr für Jahr wiederverwendeten Schulbücher zum Schutz eingehüllt werden. Gekauft werden müssen allenfalls zusätzliche Aufgabenhefte für Englisch oder Latein.

So kennt man das Thema Schulbücher aus Deutschland. Auf Mallorca müssen die Familien zum Großteil die Bücher selbst kaufen. Für ein Kind müssen oft mehrere hundert Euro ausgegeben werden. Und oftmals können sie die Bücher nicht einmal nach einjähriger Benutzung weitergeben, weil die Taschenbücher dann schon aus dem Leim fallen oder bereits neu aufgelegt wurden und die Schule mit den aktuellen Ausgaben arbeitet. Immerhin wurde für einen Teil der Grundschulen (colegios) auf den Balearen mittlerweile ein gebührenpflichtiges Leihsystem eingeführt. Doch diese erfreuliche Initiative wird wegen der massiven finanziellen Schwierigkeiten der Balearen-Regierung nicht ausgebaut. Vielmehr überlegen die Politiker, ob sie demnächst Eltern einen Teil der Kosten für die Laptop-Nutzung in den Schulen aufbürden. Die von Ministerpräsident José Ramón Bauzá (PP) im Wahlkampf versprochene zusätzliche Schulstunde für die Grundschulen scheint ebenfalls in weite Ferne gerückt.

Zwar können Ausgaben für Schulbücher auf den Balearen zum Teil von der Steuer abgesetzt werden, doch wer keine Einkünfte hat, wie derzeit viele Familien, bekommt auch nichts zurück. Manche Gemeinden helfen mit Subventionen. Doch viel sinnvoller wäre es, die Verlage dazu zu bewegen, stabile Bücher zu produzieren, die jahrelang benutzt werden können, und ständige Neuauflagen zu verhindern. Es ist nicht nachvollziehbar, warum etwa Mathematik- oder Englischbücher alle vier Jahre geändert werden. So könnten Familien sparen und Kinder lernen, was Nachhaltigkeit bedeutet.