Die illegale Brücke von Porto Cristo ist nicht mehr zu retten: Ab Herbst soll abgerissen werden. Bei dem Projekt sind so viele Fehler unterlaufen, dass es als Paradebeispiel für Murphys Gesetz dienen könnte: Alles, was schiefgehen konnte, ist auch schiefgegangen. In der Konsequenz heißt das: Der Ort muss sich nach dem Abriss wieder mit einer veralteten, zu kleinen Brücke behelfen. Anwohner leiden erneut unter Lärm und Staub. Die Stadtverwaltung von Manacor muss einen Millionen-Betrag für den Abriss zusammenkratzen. Und der Richter kann sich nach dem Abriss-Urteil kaum mehr ohne Bodyguard sehen lassen.

Die Brücke ist zugleich ein Symbol für das Hin und Her zwischen Laisser-faire und unnachgiebiger Härte, das auf Mallorca auch noch in anderen Zusammenhängen offenkundig ist. Ob beim illegalen Hausbau, der Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten oder dem Kampf gegen die Korruption – lange, viel zu lange ließ man Fünfe gerade sein und drohte allenfalls mit Konsequenzen, zu denen es aber selten kam. Viele Bauherren schauten daher nicht so genau auf die Bauvorschriften. Irgendwie ließ sich bislang fast alles nachträglich legalisieren, wenn es doch herauskam. Seit einigen Jahren ist es damit vorbei: Hartnäckige Staatsanwälte, strenge Ordnungshüter und verärgerte Richter haben andere Seiten aufgezogen und wollen sich nicht länger zum Narren halten lassen. Häuser werden abgerissen, Knöllchen verhängt, korrupte Politiker festgenommen.

Das ist gut so, aber in manchen Fällen droht auch eine Überreaktion. Die Brücke in Porto Cristo ist dafür das beste Beispiel. Formal ist die richterliche Entscheidung, den Abriss anzuordnen, sicherlich korrekt. Ob dabei die Verhältnismäßigkeit bewahrt bleibt, sei hingegen dahingestellt. Inmitten einer schweren Wirtschaftskrise ausgerechnet an einer Brücke ein Exempel für die Bausünden der Vergangenheit statuieren zu wollen, ist jedenfalls nur schwer nachzuvollziehen.