Neu ist das alles nicht. Iñaki ­Urdangarín, in zwielichtige Geschäfte verwickelter Herzog von Palma und Schwiegersohn des Königs, steht in einer Tradition, die wohl alle Königshäuser, insbesondere aber das spanische, auszeichnet: Rund um den Herrscher gruppiert sich eine Schar von Günstlingen - der Hof -, dessen Mitglieder ihre mitunter auch nur vermeintliche Nähe zur Macht nur zu oft zur persönlichen Bereicherung nutzen. Wie das im 17. Jahrhundert aussah, lässt sich in den Schelmenromanen nachlesen. Wie so etwas in einem anderen Kontext, dem einer modernen Demokratie, funktioniert, lässt sich hingegen am Beispiel der rund um den US-Kongress herumscharwenzelnden Lobbyisten beobachten. Der auch noch in Washington wohnhafte und für den Telekommunikationsriesen Telefónica tätige Iñaki Urdangarín ist eine Art Kreuzung zwischen beiden Günstlings-Typen. Und er ist - mittlerweile muss man wohl schon sagen: war - verdammt nah am Herrscher dran.

Einfluss auf relevante Entscheidungen konnte Urdangarín seinen Klienten zwar nicht anbieten: In der konstitutionellen Monarchie Spaniens kommen dem Königshaus nur repräsentative Aufgabe zu. Dafür vermochte er das mit dem Königsfamilie einhergehende Prestige umso besser zu vermarkten. Das mag ethisch fragwürdig sein, erfüllt aber noch keinen Straftatbestand. Problematisch wird es dort, wo der Herzog von Palma - die bisherigen ­Ermittlungsergebnisse deuten darauf hin - Geld einer gemeinnützigen Stiftung in die eigene Tasche umleitete, immer abenteuerlichere Firmengeflechte entwerfen ließ, beträchtliche Summen an Steuern hinterzog und kurzum den Hals nicht voll genug bekommen konnte. Es gilt die Unschuldsvermutung, aber sollten sich die Anschuldigungen bewahrheiten, kann Gefängnis drohen. Dass das Ansehen des Königshauses darunter leidet, liegt auf der Hand. König Juan Carlos und Kronprinz Felipe haben ein Problem, das sie noch lange beschäftigen wird.