Es war eine ganz und gar unaufgeregte Veranstaltung: Am vergangenen Samstag hat sich in Alaró Mallorcas Cannabis-Szene zu einer Messe getroffen, auf der über die Vorzüge dieser oder jener Kreuzung für diesen oder jenen Rausch­zustand diskutiert, die ertragreichsten Anbaumethoden erwogen und die neuesten Gerätschaften bestaunt wurden. Rund 2.500 Menschen kamen auf die von Polizei und Gemeinde genehmigte Veranstaltung. Über weite Strecken ging es nicht viel anders zu als auf der zeitgleich stattfindenden Pilzmesse in Mancor de la Vall. Geraucht wurde natürlich auch, aber nur außerhalb des Messegeländes. Wer hätte das noch vor ein paar Jahrzehnten gedacht: Cannabis ruft allenfalls noch ein Achselzucken hervor. In Spanien wie auch in anderen Industriestaaten ist eine rechtliche Grauzone entstanden, in der die Übergänge zwischen Strafverfolgung, Duldung und Legalisierung fließend sind und in der sich alle Beteiligten weitgehend eingerichtet haben. Der Vorstoß zweier Cannabis-Kollektive auf Mallorca, ihr Kraut ganz legal anzubauen und dafür sogar Steuern abzuführen, passt da durchaus ins Bild. Dass sie damit durchkommen, ist unwahrscheinlich, aber einen Aufschrei der Empörung hat es auch nicht gegeben.

Es hat sich halt herumgesprochen, dass Cannabis nicht wirklich gemeingefährlich ist, ließe sich nun sagen. Dabei wird aber außer Acht gelassen, dass Marihuana so harmlos auch wieder nicht ist: Viele der hochgezüchteten Varianten sind teils potente Rauschmittel, die in größeren Mengen weder Geist noch Körper besonders zuträglich sind und die man auch nicht in den Händen von Halbwüchsigen wissen will. Und: Auch Kokain, Heroin oder die neuen synthetischen Drogen sind kaum noch Gegenstand einer öffentlichen Debatte. Die Industriestaaten haben sich mit einem gewissen, auf bestimmte Gruppen und Orte beschränkten Drogenkonsum abgefunden. Das muss nicht schlecht sein, aber es sollte auch gegenüber jenen Ländern eingestanden werden, die wie derzeit Mexiko noch blutige Kriege für die Prohibition ausfechten.