Jede Führungskraft macht die Erfahrung, dass Opfer und Mühsal von den Untergebenen unter zwei Voraussetzungen mehr oder weniger bereitwillig hingenommen werden: Sie dürfen nicht überraschend kommen, also das Ergebnis schlechter Planung oder durchschaubaren Taktierens sein. Und sie müssen als gerecht und sinnvoll empfunden werden.

Unter diesem Licht gibt die massive Steuererhöhung für 2012 und 2013 reichlich Diskussionsstoff ab. Vor allem, wenn man sich nicht mit Zahlenspielen und Wirtschaftstheorien befasst, sondern über den ökonomischen Tellerrand hinausblickt. Um nur einen Aspekt herauszugreifen: Der Zufall will es, dass im zeitlichen Umfeld des Steuer-Schocks die Verfahren gegen zwei ehemalige balearische Spitzenpolitiker (Matas und Munar) sowie ein Mitglied des Königshauses (Urdangarín) anlaufen. Ihnen wird vorgeworfen, sich an Steuergeldern – unseren Geldern – bedient zu haben.

Man könnte das, und sollte es eigentlich auch, positiv interpretieren. Dass es früher nur wenige derartige Prozesse gab, bedeutet ja nicht, dass in den „guten alten Zeiten" alles sauberer abging, sondern eher, dass bestimmte Personen straffrei agieren konnten. Ohne den Urteilen vorgreifen zu wollen: Man erkennt in Sachen Korruption zumindest ein ernsthaftes Bemühen, Gerechtigkeit walten zu lassen.

Was das Planen und Taktieren betrifft, fällt die Analyse weniger freundlich aus. Rajoy erklärt den jähen Bruch seines Wahlversprechens – keine höheren Steuern – mit dem vergifteten Erbe der Sozis. Dabei ist Spaniens Problem weniger das im europäischen Vergleich akzeptable Staatsdefizit als das Haushalts-Minus vieler, auch PP-geführter Regionalregierungen, sowie die private Verschuldung.

Und wieder ein kurioser Zufall: Am Mittwoch (4.1.), also nur wenige Tage nach dem Steuer-Schock, wurde bekannt, dass Madrid der valencianischen PP-Regierung per Notkredit beispringen musste, um ein Darlehen der Deutschen Bank bedienen zu können.

Dass eine Steuererhöhung notwendig ist, bezweifelt kaum einer. Dass dies erst jetzt klar wurde, wohl jeder.