Ein Geständnis mit hochrotem Kopf: Der „Nachruf" auf Real Mallorca war schon zur Hälfte geschrieben. Es hatten ja alle erwartet, dass die Inselkicker im Heimspiel am Dienstagabend (10.1.) aus dem Pokalwettbewerb ausscheiden würden, nachdem sie im Hinspiel gegen Real Sociedad 2:0 ins Gras gestampft worden waren. Um also vorzuarbeiten, hatten wir den Artikel über das Spiel zum Teil im Vor-aus verfasst, fehlten nur das Resultat und ein paar Details. Tja, und dann zaubert dieser Verein, der seine Fans monatelang zur Verzweiflung gebracht hat, ein 6:1 auf den Rasen. Macht mit einem Bombardement von vier Toren in sieben Minuten spanienweit Schlagzeilen. Selten haben wir fröhlicher die Löschtaste gedrückt und noch mal komplett von vorne angefangen. Man denkt ja an die Fanclubs, die zu jedem Heimspiel des wichtigsten Inselvereins in Autobussen aus Inca, Manacor, Sa Pobla anrücken. Männer und Frauen mit ihren Real-Mallorca-Schals und -Mützen, die allzu oft mit gesenkten Köpfen wieder heimfahren. Man stellt sich die gedrückte Stimmung in den Bussen vor, bei der Rückfahrt in der Dunkelheit. Trotzdem sind die Unverzagten immer wieder aufgebrochen, in der Hoffnung, irgendwann wieder jubeln zu können. Am Dienstag haben sie ihren Augen nicht getraut. In sieben Minuten haben die Männer von Caparrós Mallorcas Fußballwelt auf den Kopf gestellt. Es ist anzunehmen, dass die Fans nun dem Spiel am Samstag (14.1.) gegen die Superstars von Real Madrid mit einer ganz neuen Einstellung entgegenfiebern. Vor Dienstagabend nahm man hin, dass es eine Exhibition wird, dass man zumindest einer Weltklassemannschaft bei der Arbeit zugucken würde, mit vorhersehbarem Resultat. Nach dem Wunder von Son Moix aber scheint die Erinnerung an einen Kantersieg der Mallorquiner gegen die Königlichen im fernen 1962 nicht mehr ganz so vermessen. Fußball ist und bleibt unberechenbar, das macht dieses Spiel so faszinierend. Wir jedenfalls werden uns hüten, diesmal auch nur eine Zeile im Voraus zu schreiben.