Eine Frage, die im Zusammenhang mit dem laufenden Verfahren gegen den Königsschwiegersohn Iñaki Urdangarin bislang wenig Beachtung gefunden hat, betrifft das Verhältnis der ­Königsfamilie zu Mallorca. Es ist ja wirklich ein dummer Zufall, dass ausgerechnet auf der Urlaubsinsel, die Sommer für Sommer vom Glamour der familia real zehrt, ein Mitglied derselben vor den Richter zitiert wird. Schon zuvor war die Beziehung Majestät-Mallorca nicht frei von atmosphärischen Störungen. Seit dem ersten Sommer, den Juan Carlos 1973 noch als Kronprinz auf der Insel verbrachte, haben baskische Terroristen zweimal versucht, einen Mordanschlag zu organisieren und seiner Schwester Pilar de Borbón wurde eine Villa abgerissen. Hinzu traten in den vergangenen Jahren – wie das bei urlaubenden Familien halt so ist – Spannungen zwischen den Königstöchtern und Prinzessin Letizia auf, was dazu geführt hat, dass die Infantinnen und Spaniens künftige Königin nur noch selten gleichzeitig auf der Insel weilen. Und dennoch sind Juan Carlos und sein blaublütiger Haufen ein Segen für das Reiseziel Mallorca: Der Medienrummel rund um Felipe beim Segeln, Letizia beim Sonnenbaden, Sofía beim Shoppen und Juan Carlos beim Seelebaumelnlassen entspricht einer Werbekampagne, die schon zu Zeiten des Booms unbezahlbar gewesen wäre.

Nun droht das Ende der ewigen bourbonischen Sommer-Story. Letizia meidet bereits die Insel und lässt ihren Felipe seine Segelknoten auch mal ganz alleine knüpfen. Und egal wie das Urteil lautet: Nach dem Justiz-Spektakel in Palma dürfte die Mallorca-Begeisterung der familia real abflachen, zumal nicht auszuschließen ist, dass mit Cristina de Borbón auch eine Königliche ersten Grades hochnotpeinliche Fragen eines Richters beantworten muss.

Allerdings spricht zumindest kurzfristig ein Argument für Mallorca: Wenn Familie König ausgerechnet diesen Sommer der Insel die kalte Schulter zeigte, sähe das nach billiger Rache aus. Monarchen haben ein dickes Fell, aber schlechten Stil lassen sie sich ungern nachsagen.