Der Frauentag am 8. März erinnert uns mal wieder daran, dass wir Frauen immer noch eine bedauernswerte Randgruppe sind, die weiterhin für ihre Rechte kämpfen muss. So wie Schwule, Behinderte oder Katalanisch sprechende Mallorquiner. Braucht es wirklich noch einen Frauentag, in dieser unserer, ach so modernen Welt, in der eine Frau Bundeskanzlerin ist und eine andere Chefin des Internationalen Währungsfonds? Ja. Denn in der Gleichberechtigung sind zwar viele Fortschritte erreicht, aber selbstverständlich ist sie noch lange nicht. Schauen Sie sich einfach an Ihrem Arbeitsplatz um. Sehen Sie eine Frau im Chefsessel? Wenn ja, dann ist sie in ihrer Position meistens recht einsam, denn in den anderen Chef-Büros sitzen Männer und wenn diese anfangen, die Krawatte zu lockern, um recht lässig am Kaffeeautomaten herumzustehen und so dies und das zu besprechen, drückt sie auf die Tube, um rechtzeitig zu Hause das Abendessen vorzubereiten. Das ist sie wieder die viel zitierte „Vereinbarkeit von Beruf und Familie", auch „Doppelbelastung" genannt. Darauf zielt die beliebteste Frage in Interviews mit erfolgreichen

Frauen (es reicht ein Abteilungsleiterposten). „Wie schaffen Sie das nur, alles unter einen Hut zu bringen?", heißt es dann. Männer werden erstaunlich selten gefragt, wie sie das mit ihren 14-Stunden-Tagen und ihrer Familie so hinkriegen. Leider liegt es daran, dass es immer noch „natürlich" ist, die Frau als Zuständige für den Haushalt anzusehen. Für den Mann gibt es ein Extra-Lob, wenn er sie unterstützt. Das ist oft das Maximum der Gleichstellung bei Paaren. Vollständig wäre sie, wenn der Mann nicht nur die Kinder abholt, wenn ihm seine Frau es aufträgt, sondern in gleicher Weise den Überblick über Einkauf, Schule und den Großelternbesuch behält. Wann wir dort hinkommen? Dann, wenn vorgeschriebene Quoten mehr Frauen in gut bezahlte und hoch gestellte Jobs bringen, Elternzeit für Mutter und Vater normal ist und eine gute Ganztags-Kinderbetreuung für alle zur Verfügung steht.