Betrunkene Polizisten, die eine Radfahrerin von der Straße und in den Tod drängen, um dann Fahrerflucht zu begehen – was am Sonntagmorgen auf der Landstraße nach Cala Pi geschah, ist so skandalös, dass die großen Lettern der deutschen Boulevardpresse vorhersehbar waren. Und entsetzt sind längst nicht nur die deutschen Landsleute der 64-jährigen Urlauberin, sondern ebenso die Mallorquiner und Spanier. Die Reaktionen, auch der nationalen Politik, sind einhellig: So etwas darf nicht geschehen, so etwas muss von der Justiz sehr hart bestraft werden, gerade weil es sich bei den Fahrern um Polizisten handelte. So wird es aller Voraussicht nach auch kommen, womit die Beamten nicht nur das Leben einer Fremden ausgelöscht, sondern im übertragenen Sinne auch ihr eigenes weggeworfen haben.

Ebenso wichtig ist, dass geprüft wird, ob ihre Vorgesetzten bei der Nationalpolizei fahrlässig handelten– sollte sich herausstellen, dass nicht früh genug auf eine eventuelle Suchtkrankheit einer oder beider Beamten reagiert wurde, wären Rücktritte fällig. Hier gilt es auch für die Medien wachsam zu bleiben.

Und vielleicht kann der so empörende Tod von Renate D. noch in zweierlei Hinsicht zu einem Wendepunkt werden. Zum einen zeigt er noch einmal in aller Dramatik, wozu Alkohol am Steuer führen kann – auf der Insel der genießerischen Rotweintrinker und feierfreudigen Jugendlichen kann sich das jeder Einzelne von uns gar nicht häufig genug vor Augen führen. Zum anderen muss endlich dieser besonders gefährliche Streckenabschnitt, auf dem schon seit Jahren immer wieder schwere Auto- und Radunfälle passieren, besser gesichert werden. Schließlich sollen die Radurlauber nicht verschreckt werden, dafür hat Mallorca viel zu viel zu bieten – inklusive einer großen Mehrheit sehr toleranter Autofahrer.