Bei aller Achtung vor den Verdiensten von König Juan Carlos um die spanische Demokratie: Man wird den Eindruck nicht los, dass es sich bei der nun auch noch von einem peinlichen Jagd-Unglück gekrönten Skandalserie um eine Art Götterdämmerung handelt. Die Anreihung der Affären und Geschichten liest sich zuweilen kurios (der 13-jährige Enkelsohn, der sich in den Fuß schießt; das Getuschel über die königlichen Geliebten), zuweilen skandalös (der Schwiegersohn, der mit einer gemeinnützigen Stiftung öffentliche Gelder auf Privatkonten umleitet; das Staatsoberhaupt, das sich inmitten der schwersten Wirtschaftskrise seit Generationen von reichen Unternehmern und womöglich einer Geliebten zur Elefanten-Jagd einladen lässt). Auf ­jeden Fall aber ist es eine in der Summe vernichtende Anreihung. Wir erleben gerade den Anfang vom Ende der Regentschaft von Juan Carlos.

Warum man sich da so sicher sein kann? Weil wir in Deutschland gerade mit der Affäre Wulff etwas ganz Ähnliches erlebt haben. Nicht, was die beteiligten Personen betrifft: Ein niedersächsischer Ministerpräsident, der sich durch eine Fehlentscheidung von Kanzlerin Merkel plötzlich im Schloss Bellevue wiederfindet, ist nur bedingt mit einem Bourbonen-König vergleichbar, der sich in 37 Jahren viel Ansehen erworben hat. Aber sehr wohl, was den Kern der Affären betrifft: Staatsoberhäupter verschaffen sich kraft ihres Amtes Vorteile, die von den Bürgern als schlichtweg unanständig empfunden werden. In einer Demokratie, in der die ­Medien kein Blatt vor den Mund nehmen – in Sachen Monarchie erlebt Spanien derzeit eine Art Glasnost –, kann das nicht lange gut gehen. Da nützen keine halbherzigen Entschuldigungen mehr, auch das lehrt die Causa Wulff, so symbolträchtig sie auch sein mögen. Juan Carlos wird über kurz oder lang abdanken und seinem Sohn Felipe den Thron überlassen müssen. Der Monarchie würde er damit einen Dienst erweisen.