Manchen Einheimischen mag es wie ein Ausflug in eine Traumwelt vorkommen: In den Urlauberhochburgen und an den Stränden der Inseln geht schon zu Saisonbeginn die Post ab. Es ist voll, es wird gefeiert, es wird konsumiert. Auch ohne Statistiken zu bemühen, stellt man sofort fest: Da ist Zug drin. „¿Crisis? ¡Aquí no hay crisis!", brachte es dieser ­Tage ein Gastronom an der Playa de Palma im Gespräch mit unseren Reportern auf den Punkt. Anderswo in Spanien muss man für ein solches Zitat lange laufen. Wenn man es denn überhaupt noch zu hören bekommt.

Die Kasse klingelt nicht ausschließlich, aber doch hauptsächlich dank der ­deutschen Urlauber, die sich auch dieses Jahr wieder für Mallorca entschieden haben. Weil die Insel so gut zu erreichen und so vertraut, weil sie so schön und vielfältig, weil die Infrastruktur so ausgebaut und die mediale Aufmerksamkeit so groß ist. Zumindest im Sommer – von den trüben Aussichten für den Winter soll einmal nicht die Rede sein –, ist die Mallorca-Begeisterung der Deutschen zu einer Art Selbstläufer geworden.

Das ist für Besucher und Gastgeber erfreulich, aber leider nur die halbe Wahrheit. Denn dieser Boom ist auch eine indirekte Folge der Schuldenkrise. Mallorca profitiert nicht zu knapp davon, dass viele Deutsche vor einem Urlaub in dem so gut wie insolventen Griechenland zurückschrecken. Vor allem aber: Als liebstes mediterranes Ferienziel der Deutschen kommt der Insel zugute, dass es Deutschlands Wirtschaft in den vergangenen zwei Jahren so gut gegangen ist. Die ­Urlaubskassen sind gut gefüllt. In ­Spanien, Griechenland oder Portugal ist es im gleichen Zeitraum dagegen kontinuierlich bergab begangen. Weil hier nicht die Hausaufgaben gemacht wurden, heißt es in Berlin, und da ist etwas dran. Ebenso wahr aber ist, dass der deutsche Staat von der Schuldenkrise der anderen EU-Staaten profitiert, weil er sich das Geld nun praktisch zum Nulltarif auf dem Kapitalmarkt beschaffen kann. Grund genug, jetzt mit einem großzügigen Urlaubsbudget die spanische Konjunktur anzukurbeln.