Der Liebhaber des authentischen ­Mallorca ist zunächst mal ein wenig betrübt: Mit Starbucks landet ein Monstrum auf der Insel (rund 10.000 über die halbe Welt verteilte Kaffeehäuser). Und wir wähnten uns eigentlich auf einem Eiland der ­Individualisten. Das Pappbecher-Kaffee-Imperium ist zwar nicht der erste internationale Konzern, der Mallorca ein wenig verwechselbarer macht, in diesem Fall gibt es aber zu denken, dass er in direkte Konkurrenz zu einem Schlüsselelement des Mallorca-Gefühls tritt: dem guten alten spanischen café mit dem schrulligen Kellner und der fauchenden Kaffeemaschine, wo man der Zeit beim Vergehen zusehen kann, ohne in neuzeitliche Nervosität zu verfallen.

Das ist nicht nur für Romantiker von Bedeutung: Mallorcas wichtigstes Verkaufs­argument im Tourismus ist Charakter, Unverwechselbarkeit, Einzigartigkeit. Palmen, schönes Wetter, ja, und Starbucks findet man anderswo genauso. Und machen wir uns keine Illusionen: Bei der Flughafen-­Filiale wird es nicht bleiben. Bald wird das Coffeehouse-Business nach Palma-City überschwappen und - wer weiß - auch nach Inca, Manacor und Port d‘Andratx.

Andererseits ist nicht zu erwarten, dass Tausende Liebhaber des authentischen Mallorca weinend ihre Flugtickets zerreißen, nur weil irgendwo zwischen panadería, Eroski und Ajuntament ein Starbucks den weltweit achtbillionsten Kaffeebecher ausschenkt. Denn die Ausbreitung von Marken wie dieser gehorcht einer Geschäftslogik, die gerade auf Mallorca funktionieren wird: Die Mehrheit der Touristen bevorzugt das Gewohnte und Bekannte, gerade bei Essen und Getränken. Und selbst die zertifizierten Anhänger des Authentischen dosieren ihr Märtyrertum oft sorgfältig, wenn es darum geht, ihrem Ideal echte Opfer zu bringen (was auch für viele Einheimische gilt). Im Übrigen wäre es für die Angehörigen eines Landes, das Mallorca mit Bratwürsten, Schlecker-Filialen und, ja, Nichtmallorquinern überschwemmt hat, merkwürdig, über Starbucks als Fremdkörper die Nase zu rümpfen.