Beamte sind Menschen. Das ist nicht ironisch gemeint, sondern eine Feststellung mit weit reichenden Konsequenzen. Es bedeutet zum Beispiel, dass die Korruptionsaffären der vergangenen Jahre Spuren hinterlassen haben. Die Bereitschaft, einen Antrag abzusegnen, eine Unterschrift unter ein Papier zu setzen, somit also Verantwortung zu übernehmen, dürfte als Folge diverser Polizei-Aufmärsche in Behördenbüros gesunken sein. Wenn man berücksichtigt, dass es in allen Organisationen - auch privaten - generell ein beliebter Sport ist, den Ball weiterzuspielen, ist vorstellbar, dass sich in Teilbereichen der Administration eine Lähmung breitgemacht hat, die nun auch wir Bürger zu spüren bekommen. Ob der deutsche Immobilien-Investor in Andratx, (siehe Artikel Seite 7) ein Opfer dieses kollektiven post-korrupten Angstzustands geworden ist oder Willkür, Inkompetenz, Komplexität oder ganz andere Gründe dafür verantwortlich sind, dass mitten in der größten Wirtschaftskrise der letzten 80 Jahre ein Investor dabei behindert wird, Arbeitsplätze zu schaffen, sei dahingestellt. Allein der Umstand, dass das Bild von diesem Vorgang unklar bleibt, deutet jedenfalls darauf hin, dass es an Transparenz fehlt. Dieser Mangel an Transparenz ist ein gewaltiges Hindernis auf dem Weg zu mehr Behördeneffizienz und steht wohl auch am Ursprung der Korruptionsaffären. Genauso wie sich Lehrer mit Händen und Füßen dagegen wehren, benotet zu werden, was dazu führt, dass eingefleischte Anti-Pädagogen jahrzehntelang Kindern die Freude an Literatur, Biologie oder Katalanisch austreiben dürfen, sind viele Behördenmitarbeiter nicht erpicht darauf, dass ihnen ihr Arbeitgeber - der Bürger - über die Schulter schauen kann und darf. Überflüssig zu erwähnen, dass daneben manchen Politiker die Vorstellung stört, in Zukunft den Spielraum, den die Gesetze lassen, nicht mehr unbeobachtet für seine Zwecke nutzen zu können. Transparenz hat viele Feinde. Die Wähler sollten ihnen endlich den Kampf ansagen.