Es ist ein starkes Stück, das da aus dem steten Fluss der Krisenmeldungen aus Madrid herausragt: Im Rahmen einer groß angelegten Offensive gegen den Steuer­betrug sind alle Bürger Spaniens ­dazu verpflichtet, binnen vier Monaten ihr etwaiges Auslandsvermögen dem Finanzamt mitzuteilen, sofern es in ­Immobilienbesitz, Wertpapieren oder Konten 50.000 Euro übersteigt.

Die Maßnahme richtet sich vordringlich gegen jene einheimischen Wohlhabenden, die Geld ins Ausland geschafft haben - Leute wie der nun festgenommene ehemalige Arbeitgeber-Präsident Gerardo Díaz Ferrán, der den Ermittlern zufolge rund 50 Millionen Euro in die Schweiz und andere Steueroasen überwies (und gegenüber seinen Schuldigern behauptete, er habe kein Geld mehr). Ins Visier des Finanzamtes gerät damit aber auch, sicherlich nicht ungewollt, der finanzkräftigere Teil der rund 5,7 Millionen in Spanien gemeldeten Ausländer. Also auch viele hier steuerpflichtige Deutsche, Schweizer und Österreicher. Im Prinzip stellt der Fiskus damit nur sicher, dass er über alle relevanten Informationen verfügt, um Einkommens-, Vermögens-, Schenkungs- oder Erbschaftssteuer korrekt zu erheben.

Aber machen wir uns nicht vor: Trotz bereits bestehender Doppelbesteuerungsabkommen ist bislang oft in der Grauzone des „das können die ja so genau nicht wissen" operiert worden. Damit mag der eine oder andere zwar auch in Zukunft durchkommen - ­eine Sache ist es, zwischen Behörden einen reibungslosen Informationsaustausch zu vereinbaren, eine andere, ihn in die Praxis umsetzen -, aber der Einsatz ist jetzt um ein Vielfaches höher. Wer erwischt wird, kann fortan in den Ruin geprügelt werden.

Attraktiver wird Spanien für ausländische Anleger oder Immobilienbesitzer dadurch nicht, eher im Gegenteil: Die ersten potenziellen Investoren, so ist zu hören, haben schon Reißaus genommen. Das ist bitter, aber andererseits führt an der Steuerehrlichkeit kein Weg vorbei. Wer A sagt - die Südeuropäer müssen penibler und ehrlicher wirtschaften -, muss auch B ­sagen: Daran müssen wir alle uns halten.

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