Bloß keine falschen Komplexe! Sein persönliches Motto hat der balearische Tourismusminister Carlos Delgado nun auch beim Thema Raumordnung und Landschaftsschutz ausgegeben. Wenn es um lukrative Investitionsprojekte gehe, dürfe man sich nicht so haben. In dieses Bild passt auch bestens das jetzt bekannt gewordene Manöver der Landesregierung, beim Inselrat eine Lockerung der Bebauungsvorgaben auf Mallorca zu erreichen - beispielsweise für eine erleichterte ­Genehmigung von Landhäusern. Obwohl die geplatzte Immobilienblase noch lange nicht bewältigt ist, scheinen jetzt wieder alle Hemmungen zu fallen- im Umland genauso wie in Palma, wo die Bauträger ebenfalls Änderungswünsche an den Raumordnungsplan stellen.

Man muss kein eingefleischter Umweltschützer sein, um die Risiken einer solchen Politik zu sehen. Wenn etwa mehr Fincas inklusive Pools erlaubt werden, gerät das ökologische Gleichgewicht weiter aus dem Lot. Trinkwasser ist auf der Insel endlich, die Aufbereitung aufwendig und teuer. Ganz zu schweigen vom Ressourcenverbrauch von Freizeit- und Themenparks, denen ebenfalls der Weg geebnet werden soll.

Wer zudem verfolgt, wie langwierig und komplex die Umsetzung des 2004 beschlossenen Raumordnungsplans in den Kommunen der Insel noch immer vonstatten geht, fragt sich, wie die jetzt geforderte umfassende Änderung angepackt werden soll. Was vielleicht im Inselrat noch klappt, würde in den kleinen Kommunen Mallorcas für Chaos und Rechtsunsicherheit sorgen. Und genau diese will die regierende Volkspartei ja eigentlich bekämpfen.

Und da wäre noch der drohende Imageschaden. Die Botschaft könnte lauten: Die schöne Insel wird weiter zugebaut - liebe Urlauber, überlegt euch, ob ihr die mediterrane Idylle nicht lieber woanders suchen wollt. Denn so viel ist klar: Hier geht es nicht um ein paar Korrekturen, sondern eine grundsätzliche Weichenstellung, bei der Mallorca vom Weg abzukommen droht.