Diese Insel hat viel kreatives Potenzial - und den seltenen Drang zum Erweitern. Es werden Häuser, Terrassen, Hühnerställe erweitert. Es werden ­Budgets erweitert. Besonders tun sich die ­Politiker hervor: Sie erweitern die Erweiterung. Sie machen alles groß, sehr groß, riesig: die Palma Arena, den Flughafen, die Yacht des Königs, den Kongresspalast. Nie kümmern sie sich um das, was ihre großspurigen Pläne kosten werden. Sie beschließen, direkt am Meer an der Bucht von Palma einen Kongress­palast zu bauen und werden dabei von den Hoteliers ermuntert und unter Druck gesetzt, die ihn seit 1990 beharrlich fordern. Alle wollen sie einen Kongresspalast, und sie wollen ihn groß, 34.000 Quadratmeter groß, mit einem 21.800 Quadratmeter großen Hotel. Mit diesen Vorgaben beginnen sie zu bauen, den besten Kongresspalast Europas! Doch während sie vor sich hin werkeln, kommt die Krise. Mit der Krise sind Kongresse und Verschwendung nicht mehr so angesagt. Die Investoren ziehen sich zurück. Die Landesregierung und das Rathaus stoppen die Bauarbeiten. Sie haben schon Millionen

ausgeben, und es fehlen noch Millionen, um fertig zu werden. Hoteliers, Unternehmer und Sponsoren verschwinden von der Bildfläche, und die Politiker, die einst den Beschluss fassten, wollen von ihrer Ausgeburt nichts mehr wissen. Ihre Nachfolger, Erben des Desasters, sagen, sehr besorgt, dass man den Bau wie auch immer abschließen müsse. Indes verliert der Kongresspalast immer mehr an Attraktivität, beginnt der Countdown zu seinem Verfall, ein enormes Ungetüm direkt am Meer. Es liege am Ufer wie „ein großer gestrandeter Fisch" sagte einst dessen Architekt, Patxi Mangado. Wäre es nicht besser zu wissen, was wir für einen Fisch wollen, bevor wir zu angeln beginnen? Innezuhalten und nachzudenken? Zu hinterfragen? Uns etwas einfallen zu lassen? Zu errechnen, was die Bürger dieser Fisch kosten wird? Noch ist Zeit, mit Fantasie, Kreativität und Gemeinsinn diese drückende Last in ein innovatives Projekt zu verwandeln, das der Inselgesellschaft dabei hilft, aus dem Dunkel herauszufinden.