Mallorca als Müllhalde, Mallorca als zubetonierte Insel, Mallorca als apokalyptisches Szenario: Die Umweltschutzvereinigung Gob hat ihren Ton in den vergangenen Wochen verschärft und pünktlich zur Tourismusmesse ITB in Berlin die balearische Landesregierung frontal angegriffen. Die Umweltschützer warnen in schrillen Tönen vor der Zerstörung der Insel und betreiben nicht nur im übertragenen Sinne Schwarzmalerei.

Neue Jobs, Wirtschaftsaufschwung, kaufkräftige Urlauber: Die Landesregierung zeichnet ein ganz anderes Bild von ihrer Politik. Für jedes Mega-Projekt sind Argumente zur Hand, Investoren jeder Art sind gern gesehene Gäste, Genehmigungen werden im Eiltempo vorangetrieben. Die Argumente der Umweltschützer prallen an Tourismusminister Carlos Delgado ab: alles nur politisch motiviert.

Regierung wie Umweltschützer zeichnen ein Zerrbild von Mallorca. Weder droht der Untergang der Insel, noch liegt ihr Heil in den Großprojekten. Die Landespolitiker sollten es besser wissen: Auch ohne großes Hokuspokus steigen derzeit die Touristenzahlen, und die Urlauber können stattdessen viele kleine Investitionen bewundern, nette Boutique-Hotels entdecken oder in die Welt von neuen Themen-Hotels eintauchen. Es gibt genügend Absteigen, die aufgewertet, Bettenburgen, die saniert, historische Landgüter, die restauriert und erschlossen werden könnten. Da braucht es keine Neubauten in der Idylle wie in Sa Ràpita, nahe am Naturstrand Es Trenc.

Die Landesregierung hat viele kleine Investitionen angestoßen. Aber mit ihrem Blankoscheck für Großinvestoren und dem Totschlag-Argument der Krisenbekämpfung hat sie sich in die Schusslinie der Umweltschützer gebracht. Um Druck aufzubauen, tragen diese den Konflikt ins Ausland und versuchen, auch die Urlauber zu mobilisieren. Die berechtigte Kritik wird so zur billigen Propaganda-­Show, bei der die Argumente auf der Strecke bleiben. Da will man sich nicht einspannen lassen - von keiner Seite.