Wer mit Besuchern über den Mercat de l´Olivar oder den Markt von Santa Catalina schlendert, der erntet oft bewundernde Ausrufe: „Was ihr hier alles kriegt", seufzen die Urlauber aus mittelgroßen deutschen Städten. Und in der Tat: Selbst auf unserer eigentlich doch recht kleinen Insel bleibt kaum ein kulinarischer Wunsch offen. Das Sortiment an Austern umfasst gleich fünf verschiedene Anbaugebiete an der französischen Atlantik-Küste, und der Käsestand bietet eben nicht nur Manchego, sondern auch höhlengereifte Milchprodukte aus kleinen Schweizer Öko-Sennereien.

Was Besucher begeistert, passt auf der Insel nicht jedem: Manch einer beklagt, dass so die Authentizität der Märkte verlören ginge. Man wisse ja vor lauter Sushiständen kaum noch, ob die Markthalle in Marseille, Hamburg oder Brüssel stehe. Und als Ausländer ertappt man sich hin und wieder beim schuld­bewussten Zusammenzucken: Liegt es an unseren ausgefallenen Wünschen, dass Sobrassada und Ensaimada aus dem Angebot verdrängt werden?

Vielleicht messen wir uns mit solcherlei Gedankenspielen aber auch ein wenig zu viel an Bedeutung bei. Denn auch die so genannten Traditions­produkte sind irgendwann einmal von Fremden eingeführt worden. Die Paprikawurst wird auf italienische Ursprünge zurückgeführt, und hätten die Griechen nicht eines Tages ein paar Ölbäume nach Spanien gebracht, dann gäbe es heute weder Olivenöl noch die für den Norden der Insel charakteristischen Terrassenhänge, auf denen sie angebaut werden. Natürlich gehen solche Entwicklungen heute viel schneller von statten, und natürlich sollte Authentizität erhalten bleiben.

Aber eines darf man nicht außer Acht lassen: Die Sushi-, Austern- und Käsestände existieren, weil eine Nachfrage besteht- und zwar nicht nur unter Ausländern, sondern auch unter den Einheimischen. Sonst wären die teuren Exoten schnell wieder pleite. Und so spiegelt das Sortiment auf den Märkten ein wenig die Lebenswirklichkeit auf Mallorca wieder: Nicht alles, was fremd ist, ist schlecht.