Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie Statistiken täuschen können: Laut einer jüngst veröffentlichten Studie der Bundesbank sind die Spanier, vereinfacht gesagt, doppelt so vermögend wie die Deutschen. Das ist natürlich Unsinn, wie ein jeder bestätigen kann, der öfter mal zwischen beiden Ländern hin- und herreist und dabei nicht die Augen vor der sozialen Realität verschließt. Die Autoren der Studie selbst weisen auf statistische Verzerrungen hin: Da Spanier eher eine Wohnung kaufen, als sie zu mieten (was nicht unbedingt heißt, dass sie sie auch abbezahlt haben), schlägt ihr Vermögen höher zu Buche. Zudem sind in der Studie nur Haushalte und nicht Einzelpersonen durchleuchtet worden - die doppelt so hohe Zahl an Single-­Haushalten in Deutschland verzerrt das Ergebnis ­zusätzlich.

Es bleibt also dabei: Das nach wie vor, auch dank extrem niedriger Zinsen, mit einer gesunden Konjunktur gesegnete Deutschland ist reicher als das in sehr schwieriges wirtschaftliche Fahrwasser geratene Spanien. Daraus ergibt sich eine Verpflichtung zur Solidarität, der Deutschland als größter Beitragszahler der EU und diverser Rettungsfonds nachweislich auch nachkommt. Allerdings schreibt die Bundesregierung dafür im ­Gegenzug wirtschaftliche Spielregeln vor, und zwar in einem Tonfall, der alles andere als zimperlich ist: Wer Hilfe in Anspruch nehme, müsse umgehend seinen Laden in Ordnung bringen.

Das ist im Prinzip richtig, aber unter den Tisch fällt dabei, dass die eingeforderten Maßnahmen zumindest kurzfristig, womöglich aber auch mittel- und langfristig, die Lage in den Krisen­staaten weiter verschlechtern werden. Und das ist etwas, was die Bürger dieser Länder sehr unmittelbar trifft. Und zwar sehr hart. Von Spanien oder auch Zypern aus betrachtet hat man nicht den Eindruck, dass dies den Politikern und der öffentlichen Meinung in Deutschland vollends bewusst ist. Denken Sie daran, wenn Sie dieser Tage mit Spaniern über die Situation diskutieren sollten. Und kommen Sie Ihnen bitte nicht damit, dass die Deutschen doch eigentlich ärmer sind als sie.