Hätte der Abriss in Ses Covetes einen Tag früher begonnen, wären wohl nicht wenige Leser von einem Aprilscherz ausgegangen. Kein Wunder: Jahre vergingen, und es folgte Urteil auf Urteil, ohne dass die Gemeinde Campos reagierte - und selbst als das balearische Oberlandesgericht Ende vergangenen Jahres ein Ultimatum stellte, tat sich wochenlang nichts. Da kann man getrost von einem historischen Tag sprechen: Am Dienstag rückte der erste Bagger an und machte sich an Mallorcas bekanntester Bausünde, direkt neben dem Naturstrand Es Trenc, zu schaffen.

Das ist eine ausgezeichnete Nachricht für Mallorca. Die Insel erhält ein symbolisches Stück Natur zurück, das ihre Identität mit ausmacht. Die Richter haben eine rote Linie gezogen, die nicht noch einmal überschritten werden darf. Und auch, wenn jedes Abrissurteil eine Einzelentscheidung ist, kann man Ses Covetes in einer Reihe mit den Urteilen über die verbotenen Traumhäuser von Llucalcari oder den Brückenbau von Porto Cristo stellen.

Schade, dass die Justiz nicht auch die Umsetzung des seit Langem geplanten Naturschutzparks im Großraum Es Trenc einfordern kann. Denn in diesem Fall ist es mit dem Abriss nicht getan. Die illegale Zersiedelung ist nur ein Beispiel für das problematische Verhältnis der Gemeinde zur Idylle an der Südküste. Die Lokalpolitiker und -unternehmer sehen diese als unbegrenzte Einnahmequelle, ohne auch nur das Mindeste für ihren Schutz tun zu müssen. Auch so fließen schließlich die Gelder für Parkplätze, Verköstigung an den Strandbars und Liegenverleih. Und während auf der einen Seite des Strandes abgerissen wird, soll auf der anderen ein neues Luxushotel entstehen. Auch diese Mentalität müsste sich ändern, wenn die jetzt begonnenen Abrissarbeiten nicht nur ein Etappensieg für den Umwelt- und Landschaftsschutz bleiben sollen.