Der Meeresforscher Jacques ­Cousteau hatte das Archipel 1986 schon aufgegeben: Um Cabrera zum National­park zu erklären, sei es zu spät, zu viel seines ökologischen Reichtums sei bereits zerstört, sagte der Meeres­liebhaber damals. Fast dreißig Jahre später zeigt sich, dass der Forscher irrte: Seine Enkelin Alexandra bezeichnet den Park als „perfektes Beispiel" dafür, wie sich die Meeres-Flora und -Fauna in geschützten Gebieten reichhaltig erholen kann. Nun ist der beispielhafte Nationalpark in Gefahr - und zwar nicht nur aus finanziellen Gründen.

Ein Problem ist die mangelnde Koordination der verschiedenen Verwaltungs­ebenen. Ein Beispiel: Meeres­schützer Xavier Pastor schlägt vor, den Radar zur Aufspürung von Flüchtlingsbooten auf Cabrera auch für die Überwachung illegaler Schleppfischer zu nutzen. Das ist gut gemeint, hat aber einen Haken: Der Radar fällt unter die Zuständigkeit des Innen- und Verteidigungs­ministeriums in Madrid, und die lassen sich nicht vorschreiben, wofür die von ihnen bezahlte Infrastruktur genutzt wird.

Den Schutz des Nationalparks muss zuvorderst die Balearen-­Regierung garantieren. Umwelt­schutz steht bei ihr aber nicht an erster Stelle. Das liegt auch an Personalien. Biel Company ist nicht nur Minister für Umwelt, sondern auch für Raumordnung und Landwirtschaft. Zudem ist er der ehemalige Vorsitzende des Bauernverbandes Asaja. Er neigt dazu, sich eher um die ehemaligen Kollegen in der Landwirtschaft zu kümmern als um Parkwächter oder Fischschutzgebiete. Auf die Proteste gegen Kürzungen im Bereich des Naturschutzes reagierte er Anfang des Jahres damit, dass er seinen Kritikern vorwarf, in der Vergangenheit vom Umweltschutz gelebt zu haben. Diese Zeiten, so Company, seien nun vorbei. Was für ein Unsinn: Die Werbebilder am Flughafen, lieber Herr Minister, zeigen keine bebauten Kartoffeläcker, sondern unberührte Landschaften, die in den von Ihnen geschmähten Schutzgebieten liegen.