Wenn eine Schulreform zum Ziel hat, dass jeder Mallorquiner am Ende seiner Schulzeit so gut Englisch spricht, dass er sich damit problemlos verständigen kann, dann sollte man sich ihr nicht in den Weg stellen. Außer sie wird so angepackt wie von der Balearen-Regierung: mit einem nicht zu Ende gedachten Schnellschuss, der dem komplexen Thema, für das etwa die dreisprachige Schweiz seit Jahrzehnten nach Lösungen sucht, nicht gerecht wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Umstellung auf das Drei-Sprachen-Modell zum Schulanfang im Herbst gelingt, ist gering. Sie wird noch mehr als die 2012 versprochene freie Wahl der ersten Unterrichts­sprache an der Vorherrschaft des Katalanischen in Mallorcas Klassenzimmern scheitern. Ein 30 Jahre gewachsenes Konzept lässt sich nicht von heute auf morgen komplett umkrempeln.

So weit, so schlecht. Kommen wir zu den Gegnern des neuen Gesetzes. Sie kritisieren nicht sachlich und konstruktiv, sondern von einem radikalen, prokatalanischen Standpunkt aus. Von der Opposition ist nicht viel mehr zu erwarten, schließlich muss man sich von der Sprachpolitik der PP distanzieren, egal ob sie nun sinnvoll ist oder nicht. Viel schwerwiegender ist die sture, ablehnende Haltung der Lehrer­gewerkschaften: Vor lauter Empörung über die „Ausrottung" der katalanischen Sprache - die weder geplant ist, noch zu befürchten steht - scheinen sie gar nicht darüber nachzudenken, ob Mallorcas Schulabgänger vielleicht tatsächlich große Defizite bei den Fremdsprachenkenntnissen haben. Haben die Lehrer eher ihre eigene Komfortzone im Blick, aus der sie sich ungern durch aufoktroyierten Englischunterricht vertreiben lassen, als die Zukunftsperspektiven ihrer Schüler? Nicht nur das Verhalten der Gewerkschaftsmitarbeiterin, die dem spanischsprechenden Redakteur penetrant auf Katalanisch antwortet und die Recherche so mit einem aus ihrer Sicht lustigen Sprachexamen verknüpft, lässt vermuten, dass vielen die Relevanz dieses Themas nicht bewusst ist.