Per Notverordnung verabschiedet man vielleicht Soforthilfen für die Opfer von Naturkatastrophen - aber sicher keine Schulreform. Schnell gehen muss es nach einem Waldbrand, nicht aber bei einer Grundsatzentscheidung in der Bildungs­politik - weg von der Katalanisch-Dominanz, hin zum dreisprachigen Unterricht. Wobei bereits das ursprüngliche Gesetz über den integrierten Sprachunterricht (TIL) ein Schnellschuss war und viele Fragen offen ließ: Es enthielt keinerlei konkrete Vorgaben zur Umsetzung des Drei-Sprachen-Modells. Bald war zudem klar, dass Lehrer und Lehrmaterialien für den Unterricht auf Englisch fehlen. Schon damals hätte die Landesregierung einen Rückzieher machen und sich mehr Zeit geben müssen.

Doch sie murkste weiter. Bei den Englisch­kenntnissen der Lehrer drückte das Bildungsministerium schon mal ein Auge zu. Und bei den Schulbüchern kann man ja improvisieren - zumal in Sport und Kunst ohnehin selten mit Büchern gearbeitet wird. Sprachwissenschaftler und Didaktiker schüttelten die Köpfe, und schnell war klar, dass vom ambitionierten Ziel der Landesregierung, dass Mallorcas Kindern künftig drei Sprachen fließend sprechen, am Ende wenig übrig bleiben wird.

Doch sie wurschtelte weiter. Ignorierte die Proteste von Lehrern und Eltern genauso wie die Streikdrohungen der Gewerkschaften. Bei einem einmaligen Treffen rückte Bildungsministerin Camps keinen Haarbreit von ihrem Standpunkt ab. Dann kassierte der Oberste Gerichtshof der Balearen den TIL ein. Es wäre die letzte Chance gewesen, seine Einführung zu verschieben, ohne das Gesicht zu verlieren. Aber Bauzás Regierung setzte sich per Gesetzeserlass über die Justiz hinweg, tat also das, was sie in letzter Zeit immer öfter tut: Am Parlament vorbeiregieren. Das demonstriert Macht, und ebenso Hilflosigkeit. Wenn es um die Bildung geht, ist ein solches Handeln vor allem aber ein Zeichen von Ignoranz und Verantwortungslosigkeit. Um das „Wohl der Kinder" jedenfalls, von dem Camps so gerne spricht, geht es längst nicht mehr.