Nicht mehr lange, und überall auf der Insel laufen wieder die Klimaanlagen an. Die Stromfresser bringen das Energiesystem gleich zweifach in Schieflage: Der Stromverbrauch schwankt jahreszeitlich wie auch im Tagesverlauf gewaltig. Aber weil weder Einheimische, noch Urlauber in der Mallorca-Hitze schwitzen wollen, nimmt man eine höhere Stromrechnung in Kauf.

Mit der neuen Reform auf dem spanischen Strommarkt, die im Juli in Kraft tritt, halten sich die Möglichkeiten zum Sparen für die meisten Haushalte ohnehin in Grenzen. Da die Umstellung auf die sogenannten intelligenten Stromzähler dauert und allerhand technische Schwierigkeiten aufwirft, wird in den meisten Fällen bis auf weiteres pauschal abgerechnet werden - egal, ob der Strom um Mitternacht oder am Mittag verbraucht wird. Und da der Anteil der fixen Grundgebühren zu Lasten der variablen Verbrauchskosten weiter steigt, fällt ein Stromfresser mehr oder weniger kaum ins Gewicht. Wer jetzt noch Energie spart, muss ein Idealist sein.

E-Paper: Reform auf dem Strommarkt - jede Stunde neue Tarife

Nun könnte man von Übergangs­problemen sprechen, die man zunächst in Kauf nehmen muss. Ziel ist schließlich die Abrechnung mit stündlich aktualisierten Stromtarifen, sodass jeder Verbraucher genau das bezahlt, was die Energie eben gerade kostet. Doch man versuche sich vorzustellen, wie sich Stromkunden in Zukunft im Internet über die Tarife des Folgetages informieren, um zu planen, wann sie den Staubsauger einschalten, damit die Kilowattstunden dann in einem der günstigeren der insgesamt 720 Tarife pro Monat abgerechnet werden. Das Ergebnis dieser Reform dürfte kein selbstverantwortlicher, sondern ein verwirrter Verbraucher sein.

Dabei gebe es so viel wirkliches Reformpotenzial auf dem spanischen Strommarkt: Der Wettbewerb ist beim Durchschnittshaushalt noch nicht angekommen, es gibt eine ungute Nähe zwischen Politik und Konzernen, es fehlt eine langfristige Planung. Und von einer Energie­wende wollen wir gar nicht erst reden.