Mallorca ist eine Radfahrerinsel. Das ist schön so und aufgrund der alt bekannten Standortvorteile auch kein Wunder. Niemand will wohl ernsthaft etwas daran ändern. Schließlich bringen die Zehntausenden von Radsportlern vor allem aus Nord- und Mittel­europa in der Nebensaison gutes Geld auf die Insel. Außerdem ist Radfahren eine sanfte Form des Tourismus, die weder eine gravierende Lärmbelastung noch schwerwiegende Umweltschäden zur Folge hat. Nur: Ganz ungefährlich ist der Radsport nicht. Allein im April fünf Tote, mehrere Schwer- und viele leicht Verletzte. Es sind von Auto­fahrern verursachte Unfälle darunter, ja, aber in vielen Fällen sind die Radfahrer auch selbst schuld. Drei der fünf Todesfälle waren zudem auf gesundheitliche Gründe zurückzuführen.

Doch halt: Fährt man nicht Rad, um etwas für die Gesundheit zu tun? Um sich etwas Ausdauer anzueignen und den Kopf frei zu bekommen? Auf Mallorca scheint es oftmals genau umgekehrt zu sein: Eigentlich noch gestresste Urlauber steigen aufs Rad, heizen, komme was da wolle, über die engen und kurvigen Insel­sträßchen und stacheln sich gegenseitig an. Große Veranstalter behaupten zwar, die Zahl der Kampfradler sei in den vergangenen Jahren zurückgegangen, doch das scheint Wunschdenken zu sein. Im Gegenteil: Mit der stetig größer werdenden Zahl der Triathleten ist eine neue Risikogruppe dazugekommen. Zudem: Dieser Sport ist mittlerweile so populär, dass er auch von manchen ausgeübt wird, die es von der Kondition und auch vom Alter vielleicht besser sein lassen oder zumindest nicht so verbissen in die Pedale treten sollten. Die Inhaberin eines Radverleihs spricht gegenüber der MZ von „Wahnsinnigen", die da auf dem Sattel Platz nehmen.

Also, liebe Radfahrer, Mallorca empfängt euch gerne. Aber ihr solltet eher die Schönheit der Insel genießen, als kopflos die Berge rauf- und runterzuheizen. Eure Familie und eure Gesundheit werden es euch danken.