Eigentlich ist der Perspektivenwechsel beim Umzug von Deutschland nach Spanien sehr lehrreich: Plötzlich ist man selbst ein Ausländer, der mit der Sprache zu kämpfen hat, der auf Gastfreundschaft angewiesen ist und an der eigenen Haut erfährt, was eine multikulturelle Gesellschaft ist. Alles in allem: ein Albtraum für Anhänger rechtsextremer Positionen. Wie passt es schließlich ins Weltbild, wenn sich die Vorzeichen umkehren und man im Prinzip derjenige ist, den man im eigenen Land noch als „arroganten Wohlstands­neger" beschimpft hätte?

Was also geht im früheren Bundesvorsitzenden der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) vor? Nun, Holger Apfel hat sein Lager nicht in einem mallorquinischen Dorf im Inselinneren aufgeschlagen, sondern in der Deutschen-Hochburg der Playa de Palma. Der in seiner eigenen Partei in Ungnade gefallene Politiker mag da mitunter ausblenden können, dass er eigentlich im Ausland ist. Und im Umfeld der sozialen Probleme mit senegalesischen Straßenhändlern und nigerianischen Prostituierten ist zu befürchten, dass so mancher rechtsextremen Parole nicht widersprochen wird, um es vorsichtig zu formulieren. Aber was ist, wenn er krank wird und die Gesundheitsversorgung des Gastlandes in Anspruch nehmen muss? Wenn der Ausflug in die Gastronomie gar schief läuft und er Arbeitslosengeld beantragen muss? Wenn mangels Sprachkenntnissen und angesichts „Migrationshintergrund" die Integration verweigert wird? Eine Rückkehr nach Deutschland wäre nicht erst dann die logische Schlussfolgerung aus den Parolen, mit denen Apfel in Deutschland gegen Ausländer gehetzt hat, die auf der Suche nach einem besseren Leben sind.

Man sollte niemandem unterstellen, dass er nicht lernfähig ist. Angesichts der bisherigen Äußerungen des Ex-NPD-Chefs muss man das aber im Fall Apfel bezweifeln und sich einmal mehr Sorgen machen, welche Leute Mallorca anzieht - eine Insel, die die Heimat derjenigen sein könnte, die die Ideale Europas leben.