Wer hätte das gedacht: Auf der Amüsiermeile Punta Ballena in Magaluf geht es (mitunter?) derbe zu. Wirklich überrascht sind davon vermutlich nicht einmal die Politiker, die jetzt aufschreien und „widerliche und verwerfliche" Angebote wie den Blowjob-Wettbewerb verdammen: „Für so etwas ist auf dieser Insel kein Platz", heißt es nun plötzlich. Dass seit Jahren Heerscharen von Urlaubern mit dem erklärten Ziel auf die Insel kommen, in den Ferien das ein oder andere Nümmerchen zu schieben, dürfte kein Geheimnis sein - und gilt für die Briten in Magaluf wohl ebenso wie für die Deutschen in Arenal oder Cala Ratjada.

Das Problem sind wohl eher die neuen Medien: Was bisher meist unter Ausschluss der ganz großen Öffentlichkeit stattfand, macht jetzt dank Handys mit Videofunktion und Internetverbindung rasend schnell die Runde. Im Netz finden sich übrigens noch deutlich explizitere Darstellungen des wilden Treibens, bei dem sich die jungen Engländer gerne auch auf den Touren der Party-Boote amüsieren. Ob diese sich von teuren Image-Kampagnen, die jetzt in ihrem Heimatland geschaltet werden sollen, tatsächlich beeindrucken lassen, darf bezweifelt werden. Ganz im Gegenteil: Für viele der jungen Urlauber, deren Geld in den Ferienorten bisher freudig angenommen wurde, stellen die Bilder vom „Happy End" der Kneipentour wohl die beste Werbung für Magaluf überhaupt dar.

Wenn solche Aktionen nicht auf offener Straße stattfinden, können diejenigen, die sich an dem Anblick stören, ja woanders hingehen. Auch die vielbeschworenen „Qualitäts­touristen" dürften nicht per se enthaltsam leben - aber sie geben bei Bedarf für sexuelle Unterhaltung vermutlich Geld aus, was dann schon in Ordnung geht. Besonders Mallorcas Politiker sollten sich übrigens vor Doppelmoral hüten. Gerade jährt sich zum zehnten Mal die „Rasputin-Affäre", bei der sich Volksvertreter auf einer Dienstreise in einem einschlägigen Moskauer Etablissement vergnügten. Die Rechnung reichten sie damals als Spesen ein.