Es ist schon fast verwunderlich, dass sich überhaupt noch jemand traut, Projekte für die Erzeugung erneuerbarer Energie auf Mallorca in Angriff zu nehmen. Es gibt wohl keine Branche, an der sich die oft bemängelte Rechts­sicherheit in Spanien besser zeigen ließe als die der Solarenergie: Prämien wurden nachträglich wieder einkassiert, Klein- wie Großinvestoren vor den Kopf gestoßen. Die Genehmigungsverfahren im mallorquinischen Zuständigkeitsdschungel bedeuten ohnehin eine größere Geduldsprobe. Und nicht mal die Öko-Lobby der Insel haben die Initiatoren auf ihrer Seite.

Die Kritik am Projekt des bislang größten Solarparks auf Mallorca, der östlich von Manacor entstehen soll, ist nur ein Beispiel in einer langen Reihe. Seit die Pläne bekannt wurden, hat sich noch niemand öffentlich gefreut, dass etwas für den bislang miserablen Energiemix auf Mallorca getan wird. Den Bau eines Solarparks schmeißen die Kritiker stattdessen in einen Topf mit überdimensionierten Projekten für Themenparks, Luxushotels oder ­Yachthäfen. Reflexartig wird das Argument des Landschaftsschutzes ins Feld geführt, obwohl längst aufwendige Auflagen zum Sichtschutz festgelegt wurden. Woanders gerne, aber bitte nicht hier, so das Motto - da holt man noch lieber Kohle per Schiff aus Afrika, um sie auf der Sonneninsel zu verbrennen, statt gerade einmal 2,50 Meter hohe Hightech-Anlagen im grünen Herz Mallorcas zu akzeptieren. Von Windrädern, die in Deutschland längst fester Bestandteil der Landschaft sind, ganz zu schweigen.

Recht geben muss man den Kritikern am Projekt freilich in einem Punkt: Der Bau kleiner Solaranlagen zur Eigenversorgung wird in Spanien sträflich vernachlässigt, ja sogar blockiert. Wer aber nicht weiterhin maßgeblich von Atomenergie oder fossilen Energieträgern, die mittlerweile auch in balearischen Gewässern gesucht werden sollen, abhängen will, braucht kleine wie große Anlagen. Gerade auf der sonnenverwöhnten Insel Mallorca.