Palma bekennt Farbe: Die jetzt im Rathaus regierende Linke erklärt bereits kurz nach dem Machtwechsel die Stadt zur „stierkampffreien Zone". Die Tiere sollen nicht mehr zur Unterhaltung der Zuschauer getötet werden - eine Entscheidung, die Katalonien vorgemacht hat und auf die spanische wie ausländische Tierschützer schon lange warten.

Doch die Entscheidung ist genauso symbolisch wie folgenlos: Am 6. August werden sich trotzdem Toreros im Coliseo Balear bejubeln lassen. Zwar werden die Demonstranten vor der Stierkampfarena den Fans den Spaß verderben. Aber das haben sie in den vergangenen Jahren auch schon gemacht. Die Stierkämpfe könnten sogar auch nächstes Jahr stattfinden. Denn solange die Landesregierung nicht das balearische Tierschutzgesetz reformiert, hat die Stadtverwaltung keine Handhabe, genauso wenig wie die Gemeinden auf Mallorca, die bereits „stierkampffrei" sind.

Symbole sind wichtig, aber noch lange nicht genug. Die Stierkämpfe erscheinen zwar als das sichtbarste und ideologisch am stärksten besetzte Tierschutz-Problem. Doch würde man die Prioritäten aus der Perspektive des Tierwohls setzen, gäbe es eine lange Liste anderer Punkte, die man zuerst angehen müsste. Da wären etwa die mangelnden Ressourcen für die Tierauffanglanger, in denen nicht vermittelte Tiere zwar deutlich seltener, aber immer noch eingeschläfert werden. Oder die Zusammenarbeit mit den überlasteten Tierschützern, die immer noch Bittsteller sind. Oder zum Beispiel die verbreitete Käfighaltung von Hühnern, die in der hiesigen öffentlichen Debatte bislang praktisch keine Rolle spielt.

Den bisherigen Symbolen muss eine Gesetzesreform folgen, wenn die politische Linke wirklich etwas für das Tierwohl erreichen will. Womöglich kann sie sich sonst nicht einmal das Ende des Stierkampfs auf Mallorca als Erfolg anrechnen: Die ohnehin schwindende Popularität dürfte auch so dafür sorgen, dass die wenigen verbliebenen Spektakel schon bald nicht mehr stattfinden.