Wenn das Einkommen nicht mehr ausreicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, wenn Menschen auf Lebensmittelspenden und Sozial­wonungen angewiesen sind, wenn Kindheiten von Mangelernährung und Einfalt statt von Frühförderung und Lernanreizen geprägt sind, dann ist das eine schlimme Form von materieller Not. Doch das neue Prekariat, das durch Niedriglohnjobs, ausbeuterische (Teil-)Zeitverträge und unstabile Arbeitsverhältnisse entsteht (siehe Report in der Printausgabe vom 5.11. und im E-Paper), wird Mallorcas Gesellschaft auch in vielerlei anderer Hinsicht ärmer machen.

Das Leben vieler junger Menschen ist schon jetzt von Unsicherheit, Perspektiv­losigkeit und Frustration geprägt - wenngleich die meisten nicht am Hungertuch nagen, da elterliche Schutzschirme oder vererbte Rettungspakete dies bisweilen verhindern. Das Gefühl, sein Leben nicht selbst in die Hand nehmen zu können, sich keine eigene Wohnung leisten zu können, sowie die Unmöglichkeit, Zukunftspläne zu schmieden oder gar an Familienplanung zu denken, sind auf Dauer ebenso unerträglich wie die Aussicht vieler älterer Arbeitsloser, möglicherweise nie wieder eine Festanstellung zu finden und bis auf Weiteres von den Ersparnissen oder der Rente eines Familienangehörigen leben zu müssen.

Dieses bald schon kollektive Unvermögen wirkt nicht nur lähmend auf die Gesellschaft, sondern auch auf den Konsum, die Wirtschaft und letztlich das ganze System. Wenn sich die Leute nichts mehr leisten können, hat das Folgen für Industrie und Handel und somit auch für Gewerbe- oder Mehrwertsteuereinnahmen - von den Steuergeldern, die dem Staat durch unterbezahlte Jobs oder Schwarz­arbeit durch die Lappen gehen, ganz zu schweigen.

Die Politik, egal ob konservativ oder linksgerichtet, muss aus all diesen Gründen der weiteren Ausbreitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse Einhalt gebieten und knallhart gegen all die betrügerischen Arbeitgeber vorgehen, die bisher oftmals ungeschoren oder mit einem blauen Auge davonkommen.