Das Gefühl, das entsteht, wenn man in den vergangenen Wochen auf Deutschland schaut, ähnelt ein bisschen dem, was man sonst immer hat, wenn man bei gewissen Nachrichten auf die USA schaut. Entsetzen über die Ereignisse von Silvester. Fassungslosigkeit darüber, wie die niederträchtigen Angriffe auf Frauen an Silvester rassistisch ausgeschlachtet werden. Wie Frauen gesagt wird, dass sie ein bisschen achtgeben sollen, wie sie herumlaufen. Als ob nur Nordafrikaner und Araber zur sexuellen Belästigung in der Lage wären (bei Donald Trump in den USA heißt das Äquivalent Mexikaner) und als ob an einer Vergewaltigung jemals jemand anderes schuld wäre als der Vergewaltiger.

Auch auf Mallorca wird die Köln-Diskussion geführt. Oft mit denselben Argumenten. Dabei lässt sich hier genug Material für ausreichend Besorgnis finden. Während man die „Teufel trifft blonde Frau"-Fotos aus Manacor noch als alberne Altherrenfantasie abtun kann, die nicht nur wegen ihrer sexistischen Darstellungen sondern auch wegen ihrer zutiefst beschämenden fotografischen Qualität nie hätte gedruckt werden dürfen, hat Loreto Amorós (S.19) mit ganz anderen Gegnern zu kämpfen. Eine schier unglaubliche Zahl sexistischer Beleidigungen,

Anmachen, Wünschen, sie möge vergewaltigt werden, erreichen die Bloggerin jeden Tag über die sozialen Netze. Es ist hoffentlich unnötig zu erwähnen, dass sie nicht die einzige Frau ist, der das passiert. Und dass es auch nicht daran liegt, dass sie über Sex schreibt (gleiches Prinzip wie beim Minirock in der „echten" Welt). Die Absender sind ziemlich sicher nicht nordafrikanische, nicht arabische und nicht mexikanische Männer. Bisweilen sind es auch Frauen. Sexismus und sexuelle Gewalt sind gesellschaftliche Übel, die auch in unserer weißen, guten Christenwelt grassieren. Und das Problem sind machistische Männer, die Frauen verbal oder körperlich angreifen. Nicht Männer im Allgemeinen, nicht Flüchtlinge, nicht Internetnutzer, nicht Mexikaner, nicht Muslime und in diesem Fall vielleicht noch nicht einmal Donald Trump.