Man könnte fast meinen, man sei auf Mallorca im Jobparadies. Der Tourismusboom bringt zahlreiche Arbeitslose in Lohn und Brot, die im Sommer den Urlaubern die Betten machen, einen Mietwagen bereitstellen und das Essen servieren werden. Neue Investitionen im Einzelhandel bescheren Verkäufern neue Jobchancen. Die Behörden bringen auf einer Messe im großen Stil Arbeitgeber und Arbeitssuchende in Kontakt. Und die Ausländer freuen sich über den Mehrwert Mallorcas, der zuweilen den Freizeitwert Münchens vergessen lassen mag.

Die derzeitige Erholung des Arbeitsmarkts und der vorsaisonale Trubel dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Mallorca mit schweren strukturellen Problemen kämpft. Da ist zum einen das Erbe zweier missratener Arbeitsmarktreformen, die statt der gewünschten Flexibilisierung vor allem bewirkt haben, dass neue Mitarbeiter mit befristeten und Teilzeit-Verträgen abgespeist werden. Besonders ärgerlich ist das Modell der fijos discontinuos, Arbeitnehmer etwa im Tourismus, die auf Kosten der Steuerzahler und zur Freude der Unternehmer während der Nebensaison vom Arbeitsamt bezahlt werden.

Bedenklich ist zudem das geringe Gehaltsniveau, das man nicht losgelöst vom geringen Ausbildungsniveau betrachten kann: Wer weder eine qualifizierte Fachausbildung noch einen Hochschulabschluss vorweisen kann, wird leicht zum austauschbaren Kandidaten, den Arbeitgeber mit Billiglöhnen abspeisen können. Hier sollte die Politik das Modell der bislang nur in Pilotprojekten getesteten dualen Berufsausbildung noch viel stärker fördern. Bislang nur schöne Worte gibt es zudem im Bereich des Fremdsprachenunterrichts - Deutsch und Englisch sind auf der internationalen Insel eben oftmals kein Plus bei der Bewerbung, sondern Standard.

Hier freilich ergeben sich Nischen für deutschsprachige Jobsuchende - von denen natürlich auch der eine oder andere strauchelt. Viele andere aber haben letztendlich doch ihr Plätzchen im Paradies gefunden.