Was sich gerade den zweiten Sommer in Folge an der Ausländerbehörde extranjería abspielt, wo es NIE-Nummern nur noch nach mehrmonatigem Warten auf einen Termin gibt, ist eine Frechheit. Zum einen, weil Tausende Saisonarbeiter auf die Güte der Seguridad Social angewiesen sind, um zu einer vorläufigen Sozialversicherungsnummer und damit zu einem Arbeitsvertrag zu kommen - falls nicht der Arbeitgeber beschließt, aufgrund der bürokratischen Hürden auf eine formale Anstellung ganz zu verzichten. Zum anderen, weil man als Neuankömmling ohne NIE nicht in der Lage ist, sich ein Inselleben aufzubauen: Ohne die Nummer, die dem Eintrag ins Ausländerregister dient, gibt es kein Bankkonto, keinen Handyvertrag, kein angemeldetes Auto und auch keinen Strom von den Stadtwerken. Europaweite Freizügigkeit sieht anders aus. Mindestens genauso ärgerlich ist jedoch, dass diese Situation schlichtweg der miserablen Organisation der Behörde geschuldet ist. An den wenigen besetzten Schaltern ist kaum Andrang, da ­weniger Termine vergeben werden als zeitlich und personell zu schaffen wären. Den Leitern der extranjería ist das ebenso bewusst wie deren Vorgesetzten in der Delegation der Zentral­regierung - aber offenbar egal.

Was also tun? Die Balearen-Regierung ist für die Staatsbeamten in der Ausländerbehörde nicht zuständig. Wenn aber deren Missmanagement den Motor der Inselwirtschaft, die Tourismusbranche, die auf Saisonkräfte angewiesen ist, beeinträchtigt, dann sollte man zumindest mal das Gespräch suchen. Auf den Prüfstand könnte beispielsweise die spanienweite Regelung, dass Staatsbeamten die Hälfte ihres Jahresurlaubs im Sommer nehmen müssen. Das mag im Madrider Hinterland sinnvoll sein, nicht aber in Mallorcas Ausländerbehörde.

Die im Übrigen das Aushängeschild im hiesigen Behördendschungel ist, jeder Inselneuling muss sie passieren. Würden die Abläu(S. 12)