Dass ein Mallorquiner, den man auf Spanisch anspricht, auf Katalanisch antwortet, ist die absolute Ausnahme. Der Wechsel von der Insel-Sprache ins castellano läuft bei den meisten nach den ersten Worten automatisch ab, mitunter auch prophylaktisch, wenn schon das Aussehen des Gegenübers auf einen Ausländer schließen lässt. Aus Sicht der Sprachschützer ist das sehr ärgerlich: Katalanisch erscheint als eine Art Reservesprache, die automatisch dem von Festlandspaniern, südamerikanischen Immigranten und in der Regel auch EU-Ausländern auf Mallorca gesprochenen Spanisch weicht.

Insofern ist es aus Sicht der Sprachschützer nur folgerichtig, wenn die Landesregierung das sprachliche Selbstbewusstsein der Mallorquiner mit einer neuen Kampagne (S. 6) stärken will. Zumal diejenigen, die gerade die Insel-Sprache lernen, aber denen noch die Worte fehlen, bislang kaum Gelegenheit zu katalanischen Gesprächen haben. Man kann nicht oft genug betonen, wie wichtig die Sprache für die Identität der Mallorquiner ist - und wie überwältigend der Eindruck der Dominanz der Weltsprache Spanisch.

Genauso sollten sich die Sprachschützer aber auch in die Bewohner und Gäste Mallorcas hineinversetzen, die kein Mallorquinisch verstehen. Sie könnten sich vor den Kopf gestoßen fühlen oder den Eindruck bekommen, dass sie nicht willkommen sind. Der leidige, symbolüberladene Streit, der in den vergangenen Jahren immer wieder das Klima auf Mallorca vergiftete, könnte auf diese Weise wieder befeuert werden. Die Katalanisch-Gegner warten schließlich nur auf neue Argumente.

Katalanisch-Förderung tut not, wichtig ist aber Taktgefühl auf beiden Seiten. Wer sich zu Katalanisch genötigt fühlt, wird wenig Lust auf die Sprache entwickeln. Ein aussichtsreicher Ansatz zur Förderung wäre eine Analyse, warum bislang so wenige die zahlreichen Angebote zum Katalanisch-Lernen annehmen - und wie sich diese möglichst niedrigschwellig auf die unterschied­lichen Zielgruppen zuschneiden lassen.