Nun also doch: Die als Ausgleich für die Umweltbelastung durch den Tourismus vorgestellte Touristensteuer mutiert zum Steuerungsinstrument für die Urlauberströme. Zumindest ist es das, was die Protestpartei Podemos mit ihrem Antrag zu einer drastischen und sofortigen Erhöhung dieser gerade erst vergangenes Jahr eingeführten Abgabe beabsichtigte. Zwar ist die Angelegenheit wegen Einwänden der Regierungsparteien PSIB (Sozialisten) und Més (Linkspartei) erst einmal vom Tisch. Doch die Sprachregelung lautet nun, dass eine Erhöhung für nächstes Jahr „geprüft" wird. Wenn Politiker erst einmal anfangen, eine Steuererhöhung zu prüfen, ist sie gewöhnlich nicht mehr weit entfernt.

Nun ist der Gedanke, über eine fiskalische Maßnahme einen entfesselten Markt zu steuern, so abwegig nicht. Mallorca ächzt unter dem maßgeblich durch die geopolitische Lage bedingten Urlauberandrang. Der Eindruck, dass die Insel die Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit erreicht hat, ist weit verbreitet und auch begründet. Mehr geht nicht, das ist auch über Parteigrenzen hinaus Konsens. Eine Erhöhung der Touristensteuer - die Rede war von über 4 Euro pro Kopf und Übernachtung - könnte sich da als sehr effektiv erweisen. Allerdings auch, und das ist hoffentlich den Besonnenen in der Regierung klar: als verheerend. Ein derartiger Aufschlag würde wohl unausweichlich jenen Aufschrei in der Boulevardpresse provozieren, der dank der behutsamen Einführung der Abgabe im vergangenen Jahr vermieden wurde. Das Szenario, dass sich auf einen Schlag Hunderttausende Deutsche oder Briten gegen einen Urlaub auf Mallorca entscheiden, den sie als halsabschneiderisch teuer empfinden, ist so unrealistisch nicht. Das hätte dramatische wirtschaftliche Konsequenzen für eine Insel, die noch längst nicht über genügend Alternativen zum Tourismus verfügt. Steuerung der Urlauberströme, ja: durch Regulierung der Ferienvermietung, Shuttlebusse zu Sehenswürdigkeiten, Limitierung der Kreuzfahrtschiffe und Ähnliches. Aber nicht so.