Schwer zu sagen, wer der mächtigste Mann oder die mächtigste Frau der Insel ist. Sind es gewählte Politiker wie die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol oder Inselratspräsident Miquel Ensenyat? Wohl kaum, in das Gefüge großer Parteien eingebunden, reden ihnen viele Leute rein. Sind es vielleicht im Verborgenen arbeitende Polizeichefs, die womöglich Zugriff auf intime Daten sämtlicher Bürger haben? Oder ist es einer der Hotelier-Milliardäre wie Ibero­star-Chef Miquel Fluxà, immerhin viert­reichster Spanier mit 4,6 Milliarden Euro auf der hohen Kante?

Irgendwo in dieser Liga der Insel-Mächtigsten spielte jedenfalls lange Zeit auch Bartolomé Cursach eine Rolle. Als Magnat des Nachtlebens rund um die Balearen-Hauptstadt baute er ein Vergnügungs-Imperium auf. Seit er wegen Verdachts schwerer Straftaten im Gefängnis sitzt, spielt er wahrscheinlich nicht mehr Champions League, aber auch im Kampf um den Abstieg werden bekanntlich ungeahnte Kraftreserven mobilisiert.

Um zu verstehen, was sich gerade in der Justiz auf Mallorca abspielt, muss man sich vor Augen halten, was dem Mann vorgeworfen wird. Sollte es stimmen, was die Ermittlungsakten nahelegen, wurden viele Leute, die auf der imaginären Liste einflussreicher Mallorquiner zu den obersten 100, 500 oder 1.000 gehören, jahrzehntelang von Cursach bestochen. Wenn sie zudem noch in seinen zwielichtigen Nachtlokalen verkehrten und nun Angst davor haben, dass düstere Details ans Licht kommen, wird der Einfluss dieses Mannes nur noch größer.

Da kann man sich gut vorstellen, welchem Druck Richter und Staatsanwälte ausgesetzt sind, die gegen die Insel-Machtmenschen ermitteln. Man kann nur hoffen, dass den Verantwortlichen in der Justiz unter diesem Druck bei den seit Jahren andauernden Ermittlungen keine größeren Fehler unterlaufen sind. Sonst bringen die Angeklagten schließlich die Kläger ins Gefängnis. Es wäre nicht das erste Mal.