In Deutschland mag sich Mallorca medial gesehen auf einer Ebene mit New York und Paris befinden - in Spanien gerät die Insel gerne mal in Vergessenheit. Und das macht sich auch in der Politik bemerkbar. Am Dienstag (12.7.) hat Ministerpräsident Pedro Sánchez bei seiner Rede zur Lage der Nation ein umfangreiches wie polemisches Maßnahmenpaket gegen die sich abzeichnende Wirtschaftskrise angekündigt.

Neben Sondersteuern auf "Kriegsgewinne" der Banken und Energiekonzerne wurden dabei auch kostenlose Zugfahrten für die Monate September bis Dezember versprochen. Und zwar für alle Züge des staatlichen Eisenbahnunternehmens Renfe und der zugehörigen Nahverkehrsverbände. Das Problem: Auf Mallorca gibt es zwar Züge, aber nicht vom spanienweiten Unternehmen. Die Insel-trenes werden von der regionalen Firma SFM betrieben. Heißt also: Kein Rabatt für die Insulaner.

Kritik von links und rechts

Das stieß bei einer breiten Koalition von links bis rechts auf ziemliches Unverständnis. Lluís Apesteguia, Chef der linken Öko-Partei Més erklärte, die angekündigten Maßnahmen würden die Inselbewohner doppelt benachteiligen: "Wir zahlen genauso viele Steuern wie alle anderen, aber es wird weniger investiert und jetzt kriegen wir nicht mal den Rabatt." Zudem erinnerte er daran, dass die Menschen auf der Insel ohnehin mit überhöhten Lebenskosten zu kämpfen hätten.

Oppositionschefin Marga Prohens von der konservativen PP ging in den Wahlkampfmodus über: "Ich würde gerne wissen, was (Ministerpräsidentin - Anm. d. Red.) Armengol über das Ganze denkt." Sánchez erkläre, "dass wir weniger heizen sollen und keine Klimaanlage benutzen dürfen", was unter Beweis stelle, dass er unfähig sei, die Inflation in Griff zu bekommen.

Sozialist will nachjustieren

Der Abgeordnete der Sozialisten, Pere Joan Pons, nahm den Ministerpräsidenten und seinen Parteikollegen in Schutz. Sánchez habe einen Plan vorgelegt, um die Probleme der Menschen zu lösen. Man befinde sich in einer komplexen Situation, für die realistische Maßnahmen angekündigt wurden. Zudem betonte Pons den ebenfalls vorgelegten Plan, die Balearen vollkommen auf erneuerbare Energien umzustellen. Die Sache mit den Zügen nagte aber auch am Sozialisten: "Wir werden das Transportministerium kontaktieren, um zu sehen, wie wir diese Maßnahme auch auf unsere Bedürfnisse anpassen können." /pss