Wie sich die Kölner Ruth und Micky Grimm auf einer Finca bei Artà nach und nach ein neues Zuhause schufen – und dabei auch ungewöhnliche Entscheidungen trafen.

Eigentlich sollte das Haus im Grünen nur ein Ferien­domizil werden, doch heute leben Ruth und Micky Grimm das ganze Jahr auf Mallorca. Die Finca liegt bei Artà. Ruth Grimm erinnert sich noch ganz genau, wie ihr Mann und sie mit der Harley über die Anhöhe fuhren und wussten, dass sie in dieser Gegend etwas Geeignetes finden wollten.

Das war im August 1995. Drei Wochen lang schauten sich die beiden auf der Insel um. Im Januar darauf fanden sie dann über einen Makler die Immobilie und kauften sie. Da das Haus erst zur Hälfte fertig war, konnten sie hier und dort noch Einfluss nehmen. Der geplante Eingang führte direkt in die Küche – die Grimms sorgten dafür, dass er um zwei Meter versetzt wurde und in den heutigen Eingangsbereich, mit angrenzendem Wohn- und Esszimmer, führte.

Die Küche war zum Leid­wesen von Ruth Grimm in ihren Ausmaßen schon festgelegt. Sie kocht sehr gerne; eigentlich hatte sie sich eine große Küche gewünscht. So wie die Küchenzeile angelegt wurde, gelang es jedoch, die maximale Arbeitsfläche nutzbar zu machen. Die Unterschränke sind in einem typisch mallorquinischem Stil gehalten, mit luftdurchlässigen Holztüren. Sie haben ein Schiebetürsystem, so dass die Töpfe Platz bis in die hinterste Ecke haben. Die Arbeitsplatte ist aus vier Zentimeter dickem Terrazzo angefertigt, dort, wo die Kochplatten über Eck eingelassen sind, hat sie sogar eine Tiefe von 1,15 Metern.

Anfangs gab es nur den unteren Bereich, doch das Ehepaar achtete darauf, dass statt zu viele kleine Räume auch eine große offene Wohnfläche mit vielen Fenster entstand. Nach und nach bauten sie um. Das Bad wurde verlegt; an seine Stelle kam ein offener Kamin.

Da ihr Ferien­aufenthalt immer sehr kurz war, organisierten sie sich gut und entschieden zügig. Wie zum Beispiel bei der Wahl der Bodenfliesen. Sie sind sehr unempfindlich, haben etwas Robustes und passen gut zu einem modernen Landhaus. Sie sind in den verschiedensten Braun-, Beige- und Grau-Tönen angelegt.

Nach und nach entstand ein Traumhaus mit wunderschön angelegter Terrasse, kleinen verwunschenen Ecken und liebevoll bepflanztem Garten. Als es einigermaßen hergerichtet war, verkauften die zwei ihre Incentive-Reisen-Agentur in Deutschland und ließen sich ganz auf der Insel nieder. Micky Grimm eröffnete vor kurzem ein Reisebüro und eine Eventagentur in Artà.

Im Erdgeschoss befindet sich ein großer Wohnraum mit integriertem Essbereich, ein Büro und ein Gästezimmer mit einem kleinen, ganz besonderen Bad. Durch die blaue Wischtechnik an den Wänden hat man das Gefühl, das Meer rauschen zu hören. Der Boden und eine Bor­düre sind mit Kieselsteinen ausgelegt. Das Toilettenpapier ist in einem Weidenkorb aufgehoben, stilvoll bestickte alte Handtücher mit geknüpfter Borte sind dekorativ aufgehängt, kleine antike Parfumflaschen stehen auf der Ablage.

Die geschmackvollen Details ziehen sich durch das Haus, das dennoch nicht überladen wirkt. Sammlerstücke werden gruppiert und fügen sich in das Gesamtbild gut ein. Ein wiederkehrendes ­Motiv sind dabei die handgeformten Herzen – Ruth Grimm ist eine romantisch veranlagte Person. Sie hat sogar ihren ersten Tisch und Stuhl aufgehoben, er bildet nun draußen mit Pflanzen und zugewuchertem Efeu ein malerisches Bild. Die passio­nierte Golfspielerin entdeckte auf der Insel zudem ihre Liebe zu Pflanzen und das Arbeiten mit Keramik. Die Gefäße, Vasen und Herzen, die sowohl über den Innen- als auch über den Außenbereich verstreut sind, stellt sie selbst her.

Eher ungewöhnlich für mallorquinische Fincas sind die kräftig blauen Fensterläden. Die­se Farbvariante hat sie in dem Küstendorf Portocolom entdeckt und übernommen.

In das 2002 aufgestockte Obergeschoss führt eine Treppe, die mit Kieselsteinen ausgelegt ist. Ruth Grimm und ihr Mann haben diese Arbeit eigenhändig ausgeführt, Stein für Stein gewaschen, nach Größe sortiert und verlegt. „Das war sehr viel Arbeit." Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Diese Treppe möchte man anfassen, um jeden Stein zu spüren. Es zieht einen regelrecht hinauf.

Oben angelangt, erwartet die Besucherin eine Überraschung: Sie steht direkt im offen gestaltetem Badezimmer. Es ist ein 24-Quadratmeter-Raum, dessen Wände mit lachsfarbener Wischtechnik gestaltet wurden. Der Boden wurde wie die Wände, aller­dings in einem anderen Ton, mit Stucco Veneziano bearbeitet. Die Deckenbalken sind weiß gestrichen, aber so, dass man noch die Struktur erkennt, was Leichtigkeit vermittelt. Als Lichtquelle ist durch den ganzen Raum ein Draht mit Halogenstrahlern gespannt.

An das Badezimmer ist direkt der Schlafraum angeschlossen. Er ist nur durch eine kleine Brüstung unterteilt. Vom Bett aus schaut man direkt auf die Dachterrasse. Abends zündet Ruth Grimm dort sehr viele Kerzen an, morgens werden ihr Mann und sie mit dem Blick auf den Hügel Carrossa wach. So lässt es sich gut in den Mallorca-Tag starten.