In diesem Haus in Cap d´es Moro gibt es fast mehr Fenster als Mauern – und die wenigen freien Wandflächen sind auch noch für die Kunst gedacht. Hier leben von Anfang Herbst bis Ende Frühjahr die beiden Künstler Peter Marquant (54), Österreicher, und Josefina Pino (49), Mallorquinerin. Über den Sommer hinweg genießt ein Mäzen das Haus. Er war es auch, der 1995 das an das Naturschutzgebiet der Cala Mondragó angrenzende Grundstück kaufte und Marquant mit dem Hausbau beauftragte. Bei seinen ersten Begehungen achtete der Österreicher besonders auf die Sonne, schließlich ging es um „gutes Licht für die Kunst". Dann legte er die Umrisse mit Steinen aus – in diesem Haus sollte man sich wie im Freien fühlen und doch geschützt sein.

1999 begannen die Bauarbeiten. Da das Grundstück abschüssig ist, trug Marquant die Erde 1,50 Meter tief ab und schuf so eine Ebene. Somit ­verschwindet ein großer Teil des ­Gebäudes ­hinter der Anhöhe und ist optimal in die Landschaft integriert. Das 250 Quadratmeter große Haus besteht aus zwei Trakten: dem Atelierbereich und dem Wohnkomplex, die in der Mitte über eine terrassenähnliche Freifläche verbunden sind und auch optisch eine Einheit bilden.

Die Gesamtlänge des in Mares-Stein gebauten Komplexes beträgt 55 Meter. Die Fenster sind in Erker eingelassen. So entsteht eine optische Täuschung: Die Außenwände wirken wie dickes Mauerwerk, wenn man von innen nach draußen schaut. Der Grundriss des Flachdach­gebäudes besteht aus aneinandergereihten L- und U-Formen. Es ist sehr minimalistisch gehalten. Die Reduzierung und die großen Maresblöcke haben für Marquant etwas Urzeitliches, die Großzügigkeit der lichtdurchfluteten Räume hingegen verweise auf die Moderne. Hier lässt sich perfekt leben und arbeiten. Auch andere Künstler kommen manchmal in diesen Genuss, zum Beispiel wenn sie zu Besuch auf der Insel sind, um vor Ort eine Ausstellung vorzubereiten. Im Atelier erlauben die großen Querwände einen beidseitigen Lichteinfall, zusätzlich gibt es auch noch ein Oberlicht. Das sind optimale Voraussetzungen für die Entstehung und Betrachtung der Kunstwerke.

Und nicht nur für die. „Wohin du auch schaust, ist Natur, sie ist prächtig und sie macht der Kunst durchaus Konkurrenz", sagt Josefina Pino. „Zum Glück malen wir nicht naturalistisch." Je nachdem, wie der Wind steht, kann man das nahe Meer rauschen hören. Dann fühlen sich beide wie auf einem Boot. Oder der Mondschein wird zu einem Naturspektakel, wenn sie mit Freunden an dem Küchentisch sitzen, hinter ihnen im offenen Kamin die restliche Glut des abgebrannten Holzes glimmt und alle Lichter aus sind. Nur im Hochsommer müssen sich die Bewohner vor zu viel Sonne schützen. Von außen wurden in den Erkern weiße Vorhänge angebracht, damit die Luft zirkulieren kann und die Fensterscheiben sich nicht zu stark aufheizen.

Im Atelier, das je nach Bedarf als Galerie, Studio oder Wohnraum genutzt wird, stehen an den gegenüberliegenden Wänden zwei lange hölzerne Sitzbänke, dekoriert mit Kissen. Es gibt auch die Möglichkeit, sie zusammenzustellen und als Bett zu nutzen. Für die Ausstellungen werden sie längs angeordnet, damit man sitzend die Bilder betrachten kann. Von der 3,20 Meter hohen Decke hängen zwei selbst gemachte und bemalte Papierlampenobjekte. Ansonsten finden sich hier und im Wohntrakt vorrangig Erbstücke von Josefina Pinos Mutter.

Es gibt insgesamt vier sehr schlicht gehaltene Schlafzimmer. Hier fällt die gute Lösung für die Kopfteile der Betten auf. Sie bestehen aus Bambusteppichen, die vor der bröselnden Mareswand schütze, und sind ausgesprochen schön anzusehen. In den Badezimmern sind an den zwei gegen­überliegenden Seiten Spiegel angebracht – so bekommen die Räume eine große Tiefe.

Treffpunkt der Bewohner ist auch in Cap d´es Moro die Wohnküche. Hier haben Pino und Marquant die beiden Tische nicht als lange Tafel, sondern als Quadrat zusammengestellt – das ist geselliger, da jeder den anderen sieht und man somit gut kommunizieren kann. Ein weiterer Blickfang ist der schmale und langgezogene Kamin. Die offene Feuerstelle ist in Arbeitshöhe untergebracht, hier wird auch gegrillt. Das Holz wird in dem Fach darunter gestapelt. Gute Voraussetzungen also für gemütliche Abende und kreatives Schaffen. Josefina Pino und Peter Marquant organisieren ein- oder zweimal im Jahr auch Ausstellungen.

Mehr Informationen zu den künstlerischen Aktivitäten der beiden unter www.capdesmoro.org