Lisa Thiele ist eine große Liebhaberin des Bauhausstils. Ihr 1986 an der Ostküste Mallorcas erbautes Haus zeugt davon. Es ist ein ebenerdiges, schmales und lang gezogenes Gebäude mit einem 170 Quadratmeter großen Flachdach und besteht aus vier Kuben, die versetzt aneinandergesetzt sind. Das Haus ist acht Meter breit und 25 Meter lang, das Gesamtgrundstück erstreckt sich über eine Länge von 65 Metern. An der Vorderseite befindet sich ein Gästeapartment mit separatem Eingang. Es gibt allerdings die Möglichkeit, es mit dem Rest des Hauses zu verbinden. Der zweite Bereich besteht aus Schlafraum mit Bad, Umkleide und Haushaltsraum. Der dritte Raum wird vom überdachten Eingangsbereich geprägt. Daneben liegt ein kleines Bad, eine halb offene Küche mit Ess- und Sitzbereich, und der vierte Kubus ist das Wohnzimmer mit Kamin und einem weiteren Essbereich, an den sich noch ein Wintergarten anschließt.

Das gesamte Gebäude ist von geraden Linien gekennzeichnet. Auch traditionelle Rundbögen wurden begradigt, sie führen parallel zum Haus entlang. Lisa Thiele mag gerade Linien, aber keine Symmetrie. Sie hat ihren Gefühlen freien Lauf gelassen.

Die Inneneinrichtung hat mit Bauhaus nicht viel zu tun, sondern ist eher ein Mix vieler Stilrichtungen. Lisa Thiele hat dem Interieur ihren eigenen Stempel aufgedrückt. Es ist wichtig für sie, sich selbst einzubringen. Die Einrichtung ist für sie kein abgeschlossener Prozess, sie soll wachsen und sich ändern, wie man sich selber auch entwickelt. „Solange man Fantasie hat, lebt man", lautet ihre Devise.

Sie zeigt Beistelltische verschiedener Art, die den Eindruck machen, aus einem Designerladen zu stammen. Doch weit gefehlt, die 63-Jährige hat hier selber Hand angelegt. Es sind umfunktionierte Waschmaschinentrommeln, die sie ausgebaut und neu gestaltet hat. Die Bullaugen werden als ofenfeste Auflaufformen verwendet. An anderer Stelle sind Kabel durch Stahlrohre gezogen, es sind Reste aus dem Sanitärbereich. Neben der Außendusche ist ein alter aufpolierter Dachgepäckträger als Handtuchhalter angebracht. Das Schlüsselkästchen ist eine Blechdose, in der früher eine Flasche Sekt der Marke Freixenet steckte. Bremsscheiben und andere Autoteile verwendet sie als Bestandteil eines Sockels, auf dem ihre selbst gefertigten Tonköpfe stehen. Vieles, was anderswo als Abfall im Müll landet, erhält bei Lisa Thiele ein neues Leben. Für sie bedeutet Wohnqualität, dass sie ohne großen finanziellen Aufwand ihre Ideen umsetzt. So bringt sie auch von ihren Spaziergängen Baumstämme und Äste mit und verarbeitet sie mit anderen Fundsachen zu Skulpturen oder Gebrauchsgegenständen wie zum Beispiel einen Hutständer.

Außer Holz und Metall begeistert die gelernte Kauffrau auch Marmor. Das liegt daran, dass sie 21 Jahre im Natursteinhandel tätig war und sich mit diesen Materialien auseinandergesetzt hat. So kombinierte sie Marmortische mit abgestoßenen Kanten und Stahlfüßen schon, als noch keiner daran dachte. Auch in der Küche und in den Bädern hat sie Marmor­ablagen selber entworfen.

Aber Lisa Thiele arbeitet nicht nur mit unterschiedlichen Materialien, sondern liebt es auch, Farbe einzusetzen. Die Wände sind in kräftigen Tönen gestrichen, aber niemals die gesamte Fläche. Es werden an den Rändern etwa 15 Zentimeter ausgespart. So wirkt das Gesamtbild eher wie ein Passepartout, auf dem die verschiedensten Arten von Bildern hängen. „Farbe braucht der Mensch", dieses ist einer ihrer Grundsätze. Veränderung sei Entwicklung, weshalb sie die Farbtöne von Zeit zu Zeit wechselt.

Nach zwölf Jahren auf Mallorca steht für Lisa Thiele jetzt eine größere Veränderung an. Aus familiären Gründen geht sie nun zurück nach Deutschland. Und sie hat schon eine Vorstellung, wie das Haus, in dem sie wohnen möchte, aussehen wird.

Wer Interesse an ihrem Haus auf der Insel hat, kann sich gerne bei ihr telefonisch unter der Nummer 637-52 67 10 melden.